Raoul Schrott: „Atlas der Sternenbilder“ – Denn da war etwas
Vom Lohnarbeiter zum Widder: Raoul Schrotts überwältigender Band „Atlas der Sternenhimmel”.
Seit ein paar Monaten schiebe ich die folgenden Zeilen vor mir her. Sie sind das Eingeständnis einer Niederlage. Im Französischen gibt es den Ausdruck: „Embarras de richesse“ (ein verlegen machender Reichtum). Im Deutschen spricht man von einer „überwältigenden Fülle“. Raoul Schrotts „Atlas der Sternenhimmel und Schöpfungsmythen der Menschheit” hat mich überwältigt.
Da ist zunächst das Gewicht: 4,1 Kilogramm, die Maße sind: Breite 25,5 Zentimeter, Länge 31 Zentimeter, Höhe 6,9 Zentimeter. Der einzige Tisch in meiner Wohnung, der groß genug ist für einen Laptop und das Buch, steht in der Küche. Auch dort passen die zwei nicht nebeneinander, sondern sie liegen einander gegenüber. Wenn ich schreiben möchte, gehe ich also um den Tisch herum an den Laptop. Aber das sind die geringsten Schwierigkeiten. In Wahrheit scheitere ich nicht an der Verpackung, sondern am Inhalt.
Seit vielen, vielen Jahren bewundere ich Raoul Schrott rückhaltlos. Meine Einstiegsdroge war: „Die Erfindung der Poesie. Gedichte aus den ersten viertausend Jahren”. Die Anthologie erschien 1997 in der Anderen Bibliothek. Seitdem bin ich ein Stalker. Ganz gleich, ob er mich über die wahre Identität des Autors der homerischen Epen aufklärt, ob er mich ins Gilgamesch-Epos oder nach Tristan da Cunha entführt.
Kein Leser ist einer, keine Leserin ist eine, so meine enthusiastische, also vorurteilsgeprägte, Auffassung, der, die nicht sein „Erste Erde Epos“ verschlungen hat. 848 Seiten vom Urknall bis heute. Eine Reise nicht nur durch den Kosmos, sondern – wie es sich chemisch und physikalisch von selbst versteht – auch durch jeden von uns, also auch durch mich. Und durch Raoul Schrott.
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https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/ra...s-93762746.html
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