Lassen wir die deutsche Sprache verkommen?
«Imponierdeutsch», «Lockerdeutsch» und andere Symptome des Sprachverfalls – der Philologe Roland Kaehlbrandt spiesst sie auf und plädiert für eine selbstbewusste Kultivierung des Sprachgefühls.
An der deutschen Sprache liess Mark Twain beinahe kein gutes Haar, als er sie sich 1880 in seinem Essay «The Awful German Language» vornahm und genüsslich etliche ihrer Sonderbarkeiten vorführte. Zusammengesetzte Wörter von einiger Länge – «alphabetische Prozessionen» – provozierten den amerikanischen Schriftsteller ganz besonders zu humoristischen Sticheleien, etwa die eindrucksvolle «Generalstaatenverordnetenversammlung» oder auch die «Kleinkinderbewahrungsanstalt».
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http://www.nzz.ch/feuilleton/buecher/log...kommen-ld.83797
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Weckruf! Lassen wir die Deutsche Sprache verkommen?
Ta-ta!
Dass immer gleich mit solch großen, nach Aufmerksamkeit heischenden Worten operiert werden muss. Mich schrecken solche Sensationsankündigungen ziemlich ab - ich unterstelle dem Autor gleich die finstersten Motive wie Wichtigtuerei und Egoshow. Solche Typen tragen doch selber dazu bei, dass die Sprache verhunzt wird. Und der unterschwellige Vorwurf ist genau so beknackt: Wir wären nicht ausreichend empört und ließen es zu! Was für ein Scheibenkleister! Schnitze dir das schlechtes Gewissen auf einen Balken und schiebe dir diesen anschließend den After hoch, lieber Herr Roland Kaehlbrandt. (Pöbeldeutsch)
Aber inhaltlich hat er ziemlich Recht! Es wird wenig Wert auf filigranes Deutsch gelegt, die WichtigtuerSprache hat mich immer schon gestört, und selber Wortkreationen zu erstellen ist spaßkesk.
Die Sprache wandelt sich nun mal. Die Sprecher bestimmen den Sprachgebrauch und zur Zeit sehe ich da etwas viel Gefährlicheres als eine Sprachverarmung: Sprachverrohung! Es wird auf unterstem Niveau gepöbelt, beleidigt und wer brüllt hat neuerdings auch Recht. Die Knalltüten, welche nichts anderes haben, sich daran hoch zu ziehen, als Patriotismus, bestimmen zur Zeit den Ton, und der ist nicht nur falsch, sondern auch laut, bescheuert und primiw.
[Gleichzeitig wird Satire ständig von den Ereignissen überholt und zunehmend schwieriger. Und seitdem die Gescholtenen die Möglichkeiten des Verklagens hemmungslos ausnutzen, auch immer nerviger. Und außerdem ist es gefährlicher geworden sich den Unmut von irgendwelchen Omnipotenzlern und Durchblickerleuten zuzuziehen. Auch da wird es zu Veränderungen kommen. Satire muss einfach hinterhältiger werden, wenn man sie unter Druck setzt.
Wie schnell haben sich in der Türkei die Verhältnisse geändert? Das kann jederzeit (Na gut, aber ihr wisst ja, was ich meine) auch in Deutschland passieren, wenn sich die Demokratie mal wieder selber abschafft, weil das Konzept davon nicht wirklich kapiert wurde.]
Abschließendes Resümee: Ich neide ihm nicht die Tantiemen.
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Zitat von klsa
Die Sprache wandelt sich nun mal. Die Sprecher bestimmen den Sprachgebrauch und zur Zeit sehe ich da etwas viel Gefährlicheres als eine Sprachverarmung: Sprachverrohung! Es wird auf unterstem Niveau gepöbelt, ....
Widersprüchlich die ersten beiden Sätze.
"Die Sprache" ist per se nicht in der Lage etwas zu tun, sondern nur "die Sprecher". Keine kohärente Gedankenführung.
Der "Gefahr der Sprachverrohung" würde ich auch nicht nachgehen wollen. Ich würde diese Aufregung als Lamento alter Männer verunglimpfen - welches Alters der Stifter auch sein mag. Dass das Präkariat nun Zugriff auf Tastaturen hat, soll nicht bemängelt werden - Die Pöbelei hat zwangsläufig den Weg von Couch und Barhocker hinweg gefunden. Quantitativ und qualitativ sehe ich keine Veränderung.
Allein, dass das akademische Proletariat, zumal in vervielfältigerender Position, wenig Handwerkszeug hat, könnte beklagt werden. Aber:
Es gibt keine andere Möglichkeit, als selbst Sprache zu machen, zu erfinden, eingedenk aller neuen Fehler, offen aller Kritik.
So - und jetzt noch ein Kapitel von Wolf Schneider inhalieren - welche Freude, vom Besten zu lernen.
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Akademisches Proletariat klingt gut, ich sehe auch keinen Widerspruch darin.
Eine Verlotterung der Sprache (durch uns) sehe ich durchaus, in den Foren und Netzwerken, aber auch in der Literatur, auch bedingt durch die Verrohung der Sprecher (um nicht „Sprache“ zu schreiben). Andererseits ist übertriebene Förmlichkeit auch nicht mein Ding, wenn sie dazu benötigt wird, um Fakten sprachlich zu schönen.
Und du meinst natürlich diesen Schneider:
http://www.kulturbuchtipps.de/archives/843
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