Meine Feinde schwimmen nicht tot in Flüssen herum. Sie bekommen langsam Glatze und reden wirres Zeug. Andere haben immer noch nicht erkannt, wer oder was ich bin, schlagen aber diese Unwissenheit mit Ausrufezeichen tot. Man kann sich seine Feinde nicht aussuchen.
So bin ich nun mal. Sheriff nennt mich paranoid, schläft aber mit keiner Frau, ohne sie auf winzige Messer oder Schusswaffen an den absurdesten Stellen zu untersuchen. Und wenn es doch noch zum Beischlaf kommt, dann mit Frauen, die entweder tatsächlich bewaffnet oder verrückt genug sind, um sich mit ihm einzulassen.
Vielleicht ist Sheriff mein Freund, weil er schon immer eine Glatze hatte, nie ein Gedicht schreiben wollte und mir keine Herzdame ausspannte. Wesentliche Säulen für langanhaltende Freundschaften sind keinerlei Schnittstellen, die etwas mit Sex oder Kunst zu tun haben.
Sex, Kunst und Religion. Wir wollen nur die Welt retten (oder wenigstens ein Teil Berlins) und Eierkuchen essen. Die glückliche Welt, die so einfach ist wie Katers Glück durch seine Fettsucht:
Als er konnte, wollte er nicht so recht, und als er endlich wollte, konnte er nicht mehr. So lebt er, komplett geblieben, in seiner kleinen Welt. Wer weiß schon, was er auf dem Katzenklo empfindet.
Auch auf dem Flohmarkt kommen wir uns nicht in die Quere. Sheriff erwischt immer Replikate, nachgebaut, mit Sperrholz verzimmert, aber soooo günstig. Dagegen wirken meine echten Sachen wirklich mickrig.
Heute sitzen wir beim Tee in der Datscha, und es ist nicht schlecht, Wodka im Samowar beizumischen. Wie wir das machen, bleibt ein Männerfreundschaftsgeheimnis. So richtige Feinde haben wir gar nicht. Sheriff wird bei solchen Bilanzen schnell depressiv, aber heute seufzt er nur: „Langweilig, wenn nur Stromableser und S-Bahn- Kontrolleure meine Feinde sind.“
Ich will ihn aufmuntern und erinnere ihn an Karlos Bruder, der immerhin wie ein Banker aussieht.
Sheriff nickt und fragt die benachbarte Tischrunde: „Irgendwer ein Bankfuzzi, so ein Anlageberaterwichsgesicht?“ Eine Eulenbrille lacht: „Zählt BWL auch?“
Wir setzen uns zu diesen Spaßvögeln und Sheriff erzählt von seiner Zeit als Kämpfer gegen italienische Kellner und Psychologiestudenten. Der Tag wird doch noch schön. Und während meine möglichen Feinde Glatze bekommen und die verdiente Frau schon haben, genieße ich eine echte Männerfreundschaft, die nichts von mir fordert. Nur manchmal ein wenig Mut, wenn Sheriff depressiv bleibt.
Alles bleibt neu.
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Es ist eine Geschichte und es wird demnach nicht klar, ob es nur um die Freundschaft des Protagonisten geht oder ob sie authentische Züge hat.
Wie auch immer, die Gedanken lassen einen teilhaben an dieser Männerfreundschaft, die nicht dieser "Wir sehn uns im Tennisclub"-Mentalität entspringt, der "Sitzungsfreunde", der gebastelten "Grillkumpels" oder der "Barhocker-Freundschaften".
Es macht Spaß, diese Geschichten zu lesen.
Sirius
Reset the World!
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