Das Joggen habe ich aufgegeben. Ich habe es aber auch bis zum Exzess getrieben. Ich erinnere mich noch, wie ich beim letzten Mal, das war auch das erste Mal, völlig entkräftet, auf dem Gehweg lag und dehydriert bin.
„Dehydriert“ ist ein Fachausdruck bei der Deutschen Bundesbahn, wenn der Fahrgast aufgrund defekter Klimaanlagen bei Hitze wirres Zeug zu reden beginnt („Ich will hier raus!“).
Der Fahrgastkörper denkt sich dann: Wieso bekomme ich nichts zu trinken und wieso stinkt es hier so wie im Pumakäfig? Wenn ihr mir so kommt, dann kann ich auch anders. Und dann fängt er an zu dehydrieren.
So ist auch mein Joggingkörper vollkommen dehydriert, und während ich mich hilfesuchend nach dem Notarzt umschaue, sehe ich doch, wie meine Nachbarin an der Haustür steht, grinst und mit dem Kopf schüttelt. Dabei bin ich doch gut fünfzig Meter weit gekommen, dafür hätte sie ein Taxi gebraucht!
Die hat gut grinsen, wenn sie eine Torte isst, sieht man es ihr nicht an, weil sie so dick ist, dass es nicht mehr auffällt, aber ich bin ja schlank wie eine Tanne, und wenn eine Tanne eine Torte in der Hand hält, fällt das sofort auf.
Deshalb habe ich mit dem Joggen begonnen und mir gesagt: Das wollen wir doch erst mal sehen, wer zuerst dehydriert, die Torte oder ich. Die Torte hat gewonnen.
Nach der Genesungszeit bin ich dann die ganze Strecke mit dem Fahrrad gefahren, da ist dann das Fahrrad dehydriert. Zuerst fiel die Kette ab und dann war das Hinterrad mit dem Hilfsmotor platt.
Und das nach fünfzig Meter! Das scheint so beim Joggen und Radeln ein toter Punkt zu sein, den nicht jeder überwinden kann.
Und natürlich hat sich meine Nachbarin wieder amüsiert..
Beim dritten Versuch habe ich dann den Bus genommen. Das ging echt gut, und ich bin fast zwei Kilometer weit gekommen, ehe die nächste Haltestelle kam.
Und woher will die doofe Torte denn wissen, ob ich mit dem Fahrrad oder mit dem Bus fahre?

Sirius

... und, hat die Torte was gemerkt?

Nicht ein Stück, Lotte.

Ich danke dir!

Sirius