Die Auskunft
Hör ich Recht?
Bertolt Brecht?
Hier bei uns? In diesem Zimmer?
Nie und nimmer!
Gerhard Hauptmann?
Und das glaubt man?
Hier im Raum?
Nicht im Traum!
Gleich halt ich das nicht mehr aus!
Also jetzt auch noch Karl Kraus?
Hier im Haus?
Raus!
Nun ist gut, verstanden? denn-
Wen denn nun noch? Gottfried Benn?
Ja, der ist
hier Lagerist ...
(laut): Behenn! Besuch für dich!
F.W. Bernstein
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An der Ampel
´ne Schlampe und ein Trampel
stehn vor mir an der Ampel.
Der Trampel, diese Sau,
ich seh es ganz genau,
beäugt der Schlampe Busen,
so groß wie Pampelmusen.
Die Schlampe hats gesehn,
doch statt bei Grün zu gehen,
verprügelt sie den Trampel,
direkt noch bei der Ampel.
Johann König
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DIE GARDINENPREDIGT
An den blumigen Gardinen
hängen Reste deiner Predigt,
und seitdem du sie gehalten,
bin ich für die Welt erledigt.
Einsam schleich ich durch die Landschaft.
Und der Schwager und die Nichten
zeigen nun auf mich mit Fingern,
statt mich wieder aufzurichten.
Bis zur nächsten großen Wäsche
muss ich meine Wohnung meiden,
denn ich kann diese Gardinen,
die geblümten, nicht mehr leiden.
Heinz Erhardt
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Zitat von Sirius
An der Ampel
´ne Schlampe und ein Trampel
stehn vor mir an der Ampel.
Der Trampel, diese Sau,
ich seh es ganz genau,
beäugt der Schlampe Busen,
so groß wie Pampelmusen.
Die Schlampe hats gesehn,
doch statt bei Grün zu gehen,
verprügelt sie den Trampel,
direkt noch bei der Ampel.
Johann König
Aua
Schreiben macht schön.
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Liedchen
Am Abend kommt der Abend,
Die Nacht kommt in der Nacht,
Der Blitz kommt, wenn es leuchtet,
Der Donner, wenn es kracht.
Der Montag kommt am Montag,
Der Mai beginnt im Mai,
Und wenn du einmal Zeit hast,
So komm bei mir vorbei!
Rolf Bossert
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Siebenmal mein Körper
Mein Körper ist ein schutzlos Ding,
wie gut, daß er mich hat.
Ich hülle ihn in Tuch und Garn
und mach ihn täglich satt.
Mein Körper hat es gut bei mir,
ich geb' ihm Brot und Wein.
Er kriegt von beidem nie genug,
und nachher muß er spein.
Mein Körper hält sich nicht an mich,
er tut, was er nicht darf.
Ich wärme mich an Bild, Wort, Klang,
ihn machen Körper scharf.
Mein Körper macht nur, was er will,
macht Schmutz, Schweiß, Haar und Horn.
Ich wasche und beschneide ihn
von hinten und von vorn.
Mein Körper ist voll Unvernunft,
ist gierig, faul und geil.
Tagtäglich geht er mehr kaputt,
ich mach ihn wieder heil.
Mein Körper kennt nicht Maß noch Dank,
er tut mir manchmal weh.
Ich bring ihn trotzdem übern Berg
und fahr ihn an die See.
Mein Körper ist so unsozial.
Ich rede, er bleibt stumm.
Ich leb ein Leben lang für ihn.
Er bringt mich langsam um.
Robert Gernhardt
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Vom nahen Paradiese
Für Joseph von Eichendorff
Wieder blüht des Märzens Rose
Wieder weht sein blaues Band
Wieder gibt es Arbeitslose
Fünf Millionen – allerhand
Wieder zieht der März ins Grüne
Wieder sing ich tralala
Wieder auf der Weltenbühne
Gibt es Leid (Irak u.a.)
Wieder also Hort des Bösen
Wieder auch der März, doch still:
Wiederkommt, uns zu erlösen
In vier Wochen der – April!
Thomas Gsella
Aus: Ins Alphorn gehustet.
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Zoo-Impressionen
Wie traurig dieser Wolf
in dem Gehege!
Wie schrecklich,
dass er steht!
Wie furchtbar,
wenn er läge!
Erdmännchen huschen
durch die Nacht,
mit schrillem Schrei
nach Osten.
Unstete Fahrt
gebt acht, gebt acht,
gleicht rauscht ihr
an den Pfosten!
Verrat, Verrat,
ein Loch im Draht!
Und da schon wieder eines!
Zur Hilf! herbei!
Gleich sind sie frei,
die Graugans und ihr Kleines!
Am Pferch steht „Zebu“.
In dem Pferch,
da steht ein Rind, ein weißes.
Das mag ich nicht.
Das nächste Mal
lock ich es an und beiß es.
Brüllt nur, Löwen,
fletscht die Zähne!
Faucht nur,
schüttelt eure Mähne!
Macht nur weiter so,
ihr schafft es
und bekommt was Raubtierhaftes.
Ach, Kronenkranich, plärr nicht so!
Du bist doch nicht allein im Zoo!
Robert Gernhardt
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Rätselhafter Steckbrief
Als ein Quell, uns zu verwöhnen,
ruft und lockt sie zart und bang
Sanft erschallt in hellen Tönen
circenhaft ihr Jubelsang.
Hintergründiges Agieren
garantiert ihr Name schon.
Etwas schwierig zu goutieren
ist ihr strenger Kammerton.
Gibt sich dieses Instrument
etwa deshalb so dezent?
Günter Nehm
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Die Kernfrage
Mein Baum trägt sieben Stare
Und Kirschen noch viel mehr.
Sie liegen in den Mägen
Der Vögel als Dessert.
Die Kerne fliegen weiter
Als ich noch spucken kann.
Bald fängt das Kirschaufbäumen
Noch ganz woanders an.
Nur wenn ein Kern das Pech hat
Und fällt auf den Beton,
Dann wird aus ihm kein Obstbaum
und rette ihn kein Song.
Marco Tschirpke
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Jammer
Das setzt ein großes Tier sich auf
die Knie deines Herzens
und sagt: Mein Freund, erhebe dich.
Mach ernst. Genug des Scherzens.
Sieh deines Herzens Knie an.
Mein lieber Freund, sie bluten.
Da hört der Spaß auf. Es wird
ernst. Das ist zuviel des Guten.
Da willst du deines Herzens Knie
vom Erdboden erheben.
Da ist das große Tier zu schwer.
So musst du weiterleben.
Robert Gernhardt
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Lebkuchenmann
Ganz Honig und Zimt
kost ich dich knabber
die Zuckerstange
die leckere lange
haselnusshart
pfefferkornscharf
Eva Philipp
Aus: Lasst uns oktopussen! Erotische Gedichte
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RATGEBER-SONG
Ich bin in sexueller Not
mein Mann ist seit acht Tagen tot
soll ganz ohne meinen Alten
ich mich tugendhaft verhalten?
Viele Frauen darben
weil die Männer starben
Nicht dass ich die Treue scheue
nur es gibt so viele neue
will mal sagen Möglichkeiten
die dem Herzen Trost bereiten
Darf ich oder soll ich nicht?
Was ist Sünde, was ist Pflicht
Und was wern die Nachbarn sagen?
Soweit erstmal meine Fragen
Bitte antworten Sie schnell
Stichwort Notstand, sexuell.
Liebe Frau, was fällt Ihnen ein!
Sie sollen als Witwe enthaltsamer sein!
Und wenn Sie schon nur an das eine denken
dann sollten Sie mir eine Stunde schenken
F. W. Bernstein
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Richtung Mocca
Die espressive Tasse,
ein porzellanes Stück,
sie bringt ein bisschen Süden,
ein kleines kurzes Glück.
Ihr Glanz in weißem Schimmer
verführt so den Café
ganz schwarz in sie zu gleiten,
vielleicht sogar au lait.
Der dunkle Strom fließt locker
gezuckert mir zum Mund.
Ich bete Richtung Mocca
und geh ihm auf den Grund.
Willy Astor
Aus: Unverrichter der Dinge
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Das Ungetier
Vor langen Jahren lebte mal
Ein seltsam Ungetier;
Es lebte frei, nach seiner Wahl,
Mal dorten und mal hier.
Die Ungetiere waren froh,
Sie freuten sich drauflos;
Sie warn mal so, dann wieder so,
Mal klein, mal riesengroß.
Sie hatten uns nichts angetan,
Drum sterben sie heut aus.
Das letzte hält ein weiser Mann
Versteckt in seinem Haus.
Rolf Bossert
Aus: Ich steh auf den Treppen des Winds
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