Elektrikereklektik
Wer steht schon auch mal unter Strom,
wird dadurch aber nicht zu 'nem Hektiker?
Wer hat haufenweise Stecker und Bauteile dabei,
wie ein Bauteil- und Stecker-Eklektiker?
Wer kennt sich ausgesprochen gut aus
und überzeugt damit auch seine Skeptiker?
Wer ist alles andere als whack, Digger?
Korrekt, der Elektriker!
Er baut zuhauf entspannt Spannung auf.
Yeah! Das nennt man Dialektik.
Was gefahrenträchtig ist, bearbeitet er prächtig.
Die Briten würden sagen „prektig“.
Drei Stromschläge hat der Mann schon weggesteckt.
Respekt! Ihm gelang der Hattrick!
Und will er wissen: hat die Batterie noch Energie?
dann checkt er das mit dem Leck-Trick.
Er weiß, wo die Kathode liegt,
ob man das Kabel nun so oder so umbiegt,
ohne dass man dabei einen Stromschlag kriegt
Und er weiß, wieso hier Stroh rumliegt!
Dieser Mann hat krass was drauf!
Manchmal hat er sogar eine Maske auf
und sagt Sätze, die passgenau
für Elektriker verständlich sind. Pass mal auf:
„Ey, ihr da Ohm am Farad-Ständer vorm Lumenbeet
die ihr da Amperesonaleingang voll Coulomb steht,
Ich hab euch Hertzlich drum gebeten,
dass ihr Megawatt machen sollt!
Und Watt habt ihr gemacht?!
Ach, macht doch, Watt ihr Volt!“
Bodo Wartke
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An die Mädchen dieser Welt
Das Haferkorn, das reift,
das Glied, das sich versteift,
die Leine, die sich löst,
die Frau, die sich entblößt -:
das sind vier Phänomene.
Warum ich sie erwähne?
Die ersten beiden Zeilen
sind, um euch aufzugeilen.
Die andern zwei? Der Rest?
Der macht mich scharf – verstehst?
F.W. Bernstein
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Kugelschreiber-Jonny
Kugelschreiber-Jonny
schoß nie mit dem Colt.
Trotzdem war viel Monney
auf sein Konto gerollt.
Ohne Pistolen und Dolche
nahm er nie Deckung
und keine Schecks
ohne solche.
Er war ein Falschbuchhalter,
wie er nicht im Buche steht,
und hielt sich fest am Federhalter,
seinem einzigen Gaunergerät.
Millionen? Für ihn eine Kleinigkeit.
Und das allerwenigste war dies,
dass er falschbuchend in kurzer Zeit
jeden Chef entließ.
Erwin Bruno Sandhoop
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Im Urstromtal
Im Urstromtal, dort wo die Krähe kräht,
wo durch den Schnee das brave Mammut geht,,
wo Moos und Flechte wächst am Gletscherrand,
entsteht dereinst ein Ort, Berlin genannt.
Es haust daselbst ein schrecklich wilder Stamm,
der von weither in jene Gegend kam,
den groén Hunger unablässig plagt,
und darum lebt er von der Mammutjagd.
Gehüllt in dickes, warmes Mammutfell,
mit Mammutfleisch genährt, so wächst er schnell.
Bald wird es warm, die Eiszeit enndet schon;
und danach kommt die Zivilisation.
Das Mammut stirbt dann aus, es schmilzt das Eis;
doch jener Stamm erwarb als Ehrenpreis
die große Klappeund das dicke Fell -
so lebt das Mammut weiter: ideell.
Erik Simon
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Nostalgie auf Schienen
In gesellschaftlichem Kreise
wird das Wörtchen „Puff“ ganz leise
nur genannt, da jedermann
Liebeslust und Liebeslaster
gegen eine Menge Zaster
käuflich dort erwerben kann.
Wird das Wort jedoch verdoppelt
und ans Schienennnetz gekoppelt,
dann erscheint mit viel Elan
unter Dampf die hochgelobte,
altbewährte, krafterprobte,
treue Puff-Puff-Eisenbahn.
Mit ein wenig Sprachverständnis
reift so langsam die Erkenntnis:
Zweimal Puff erfreut unbändig,
einmal Puff ist unanstöndig.
Günter Nehm
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Fußball-Sonett Nr. 2
Morast und Schlamm und Sturm jawohl und Regen.
Der Regen fällt herab, als es beginnt.
Das Gras ist nass. Im Kessel braust der Wind.
Die Schirme gehen auf. Die Schauer fegen.
Es knarrt am Dach. Das Regenwasser rinnt.
Der Nebel schwebt. Man sieht sich was bewegen.
Es kommt jemand und jemand geht entgegen
Und jemand patscht vorbei und stochert blind.
Und stampft und dampft und hat ihn nicht erreicht.
Das Feld ist leer. Der Weg zum Tor verstopft.
Die Pfütze spritzt und jemand ganz durchgeweicht
Und jemand triefend dort und jemand tropft,
In dieser Suppe sieht man nun vielleicht,
Wie matt das Leder an die Pfosten klopft.
Ror Wolf
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Die unmögliche Tatsache
Palmström, etwas schon an Jahren,
wird an einer Straßenbeuge
und von einem Kraftfahrzeuge überfahren.
Wie war (spricht er, sich erhebend
und entschlossen weiterlebend)
möglich, wie dies Unglück, ja -:
daß es überhaupt geschah?
Ist die Staatskunst anzuklagen
in Bezug auf Kraftfahrwagen?
Gab die Polizeivorschrift
hier dem Fahrer freie Trift?
Oder war vielmehr verboten
hier Lebendige zu Toten
umzuwandeln – kurz und schlicht:
Durfte hier der Kutscher nicht -?
Eingehüllt in feuchte Tücher,
prüft er die Gesetzesbücher
und ist alsobald im klaren:
Wagen durften dort nicht fahren!
Und er kommt zu dem Ergebnis:
Nur ein Traum war das Erlebnis.
Weil, so schließt er messerscharf,
nicht sein kann, was nicht sein darf.
Christian Morgenstern
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Der Nervenschwache
Mit einer Stirn, die Traum und Angst zerfraßen,
Mit einem Körper, der verzweifelt hängt
An einem Seile, das ein Teufel schwenkt,
– So läuft er durch die langen Großstadtstraßen.
Verschweinte Kerle, die die Straße kehren,
Verkohlen ihn; schon gröhlt er arienhaft:
»Ja, ja – ja, ja! Die Leute haben Kraft!
Mir wird ja nie, ja nie ein Weib gebären
Mir je ein Kind!« Der Mond liegt wie ein Schleim
Auf ungeheuer nachtendem Velours.
Die Sterne zucken zart wie Embryos
An einer unsichtbaren Nabelschnur.
Die Dirnen züngeln im geschlossnen Munde,
Die Dirnen, die ihn welkend weich umwerben.
Ihn ängsten Darmverschlingung, Schmerzen, Sterben,
Zuhältermesser und die großen Hunde.
Ernst Blass
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ERNST HALTER
Grauen nach Mitternacht
Das Loch im Kopf
hirnoperiert.
Ich memoriere zur Sicherheit
Alpha Beta Gamma Delta –
‚unser Vater, der du bist im Himmel‘ –
‘to be or not to be’ –
zähle die Finger, die Stuhlbeine,
zehn und vier –
‚über allen Gipfeln ist Ruh‘
und hier rechts.
Nacht verstreicht die Fenster,
die Maschinen blinken auf stand-by.
In dieser Stunde lagen
zwei blaue Tiere, als wär‘s für immer.
Hier ist kein Licht.
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Bitte umblättern
von Stefan Gärtner
Wir hatten es geahnt. Nun also bitte:
Laut Zeitung gibt längst nur noch jeder Dritte
mal Geld für Bücher aus, die andern nicht.
Hier ist Empörung klarerweise Pflicht.
Wobei: Wenn die jetzt diese Kuh nicht lesen –
war's das mit Belletristik gleich gewesen?
Wenn die jetzt jenen Stümper nicht mehr kaufen –
ist das sofort ein Grund, sich zu besaufen
und wehzuklagen um des Wortes Kunst?
Als hätte automatisch davon Dunst,
wer Bücher schreibt und macht und dann verlegt!
So sei Entsetzen füglich eingehegt:
Was lebt, wird sterben, und im Abendlicht
schaut man was Schönes und liest eben nicht.
Zuallerletzt stirbt sowieso der Mist.
Wenn das für alle nicht ein Grund zur Hoffnung ist.
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