Sommermädchenküssetauschelächelbeichte
An der Murmelrieselplauderplätscherquelle
Saß ich sehnsuchtstränentröpfeltrauerbang:
Trat herzu ein Augenblinzeljunggeselle
In verwegnem Hüfteschwingeschleudergang.
Zog mit schäkerehrfurchtsbittegrußverbeugung
Seinen Federbaumelriesenkrämpenhut –
Gleich verspürt ich Liebeszauberkeimenneigung.
War ihm zitterjubelschaudernherzensgut!
Nahm er Platz mit Spitzbubglücketückekichern,
Schlang um mich den Eisenklammermuskelarm:
Vor dem Griff, dem grausegruselsiegesichern,
Wurde mir so zappelseligsiedewarm!
Und er rief:“ Mein Zuckerschnuckel putzelkindchen,
Welch ein Schmiegeschmatzeschwelgehochgenuss!“
Gab mir auf mein Schmachteschmollerosenmündchen
Einen Schnurrbartstachelkitzelkosekuss.
Da durchfuhr mich Wonneloderflackerfeuer –
Ach, das war so überwindungswundervoll..
Kühlt ich selbst das Stachelkitzelungeheuer,
Sommersonnenrauschverwirrungsrasetoll!
Schilt nicht, Hüstelkeifewackeltrampeltante,
Wenn dein Nichtchen jetzt nicht knickeknirschenkniet,
Denn der Plauderplätscherquellenunbekannte
Küsste wirklich wetterbombenexquisit!
Hans von Gumppenberg
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Ballade vom Fisch
Der Fisch streicht durch die Wellen
Im nassen Element
Kein Dichter kann erhellen
Was ihm im Herzen brennt
Er hastet durch die Wogen
Es ist schon tiefe Nacht
Sein Weib hat ihn betrogen
Sein Kind hat ihn verlacht
Von Schmerz wird er getrieben
Der Gram wirft ihn an Land
Man fand ihn früh um sieben
Im heißen Sand am Strand.
F.W. Bernstein
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Schiff unter
Ich hab eben mich erkundigt:
Unser Schiff ist unten undicht,
und gibt nach das erste Schott,
dann säuft er ab der gute Pott!
Kleine Boote, große Krise,
denn nun lautet die Devise:
Alle Mann ins Rettungsboot!
Echte Freunde in der Not
gibt es nicht – man ist sich schnuppe.
Nichts wie rein in die Schaluppe!
Niemand hier, der gern ertrinkt,
während die Titanic sinkt.
Onkel, Enkel, Ehegatten
werden sprichwörtlich zu Ratten.
Die Moral, sie lautet so:
Mit dem Schiff sinkt das Niveau.
Michael Schönen
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Ein Kleeblatt stand am Wiesenbach
Und zählte seine Blätter nach,
Und freute sich der grünen Zier.
Und siehe da, es waren vier.
Es sagt zu seiner Kumpanei:
„Ich habe vier und ihr habt drei.
Ich bin etwas Erlesenes.
Etwas nie Dagewesenes.“
Zum Himmel schaut es stolz hinauf –
Da kam eine Ziege und fraß es auf.
Elfriede Daum
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Lehrmeister Natur
Vom Efeu können wir viel lernen:
es ist sehr grün und läuft spitz aus.
Er rankt rasch, und er ist vom Haus,
an der er wächst, schwer zu entfernen.
Was uns der Efeu lehrt? Ich will es so umschreiben:
Das Grünsein lehrt er uns.Das rasche Ranken.
Den spitzen Auslauf, und, um den Gedanken
noch abzurunden, auch das Haftenbleiben.
Robert Gernhardt
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Zwei Damenschirme mit keuschem Gemüt
Standen zusammen im Ständer.
Ihr Sommerkleid war mit Blumen durchwebt,
Mit Blumen die blauen Ränder.
Ein Herrenstock wurde daneben gesetzt;
Die Schirmchen schauten sich an,
Und eines sagte zum andern entsetzt:
Was will dieser nackichte Mann?
Elfriede Daum
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2 Pelzmäntel hingen am Kleidergestell
Auf ihren Besitzer zu warten.
Der eine hatte vom Lämmchen das Fell,
Der andere vom Leoparden.
Der Persianer lehnte sich lieb
An den Leoparden, indessen
Der dachte: Hätt ich meine Zähne noch,
Wie gern hätt ich dich gefressen.
Elfriede Daum
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Alles klar
Was Männer an Frauen finden –
unerfindlich.
Warum sich Männer an Frauen binden –
unergründlich.
Wieso Männer nach Frauen greifen –
unbegreiflich.
Weshalb Frauen auf Männer pfeifen –
klar wie Kloßbrühe.
Robert Gernhardt
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Rotnäpfchen
Der böse Wolf
tritt in die Pfütze,
das Rotkäppchen
verliert die Mütze.
Der Korb voll Wein
fällt ihr herunter,
der böse Wolf
spült ihn hinunter.
Drum torkelt er,
geht immer schräger,
Großmutter
heiratet den Jäger.
Jörn-Peter Dirx
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O unberachenbere Schreibmischane
O unberachenbere Schreibmischane,
was bist du für ein winderluches Tier?
Du tauscht die Bachstuben günz nach
Vergnagen und schröbst so scheinen Unsinn aufs Papier!
Du tappst die falschen Tisten, luber Bieb!
O sige mar, was kann da ich dafür?
Josef Guggenmos
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Die Unterhose
Heilig ist die Unterhose,
wenn sie sich in Sonn und Wind,
frei von ihrem Alltagslose
auf ihr wahres Selbst besinnt.
Fröhlich ledig der Blamage
steter Souterränität,
wirkt am Seil sie als Staffage,
wie ein segel leicht gebläht.
Christian Morgenstern
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zweierlei handzeichen
ich bekreuzige mich
vor jeder kirche
ich bezwetschkige mich
vor jedem obstgarten
wie ich ersteres tue
weiß jeder katholik
wie ich letzteres tue
ich allein
Ernst Jandl
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Vergebliche Müh
Ein simpler Mensch niemals versteht,
dass jemand auf die Uni geht,
um dort in langen Referaten
zu hörn der Griechen Heldentaten,
um dann in seinem spätren Leben
ein Riesenarschloch abzugeben.
Emanuel Heger
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La Jalousie
Ich ging an Louis von Baierns Schloss vorbei,
Da wispert man ihm zu, dass ich es sei:
Von Baiern eilt ans Fenster, mich zu sehn,
Doch nur verstohlen wollt er nach mir spähn;
Ich merkt es wohl und lächelt vor mich hin:
„Ein Dichter sieht sehr oft aus Jalousien,
Ja, manchmal gar aus prächtigen Basiliken
Mit Basiliken-Augen nach sich blicken!“
Eduard Mörike
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