Leichte Abkühlung
Die Kälte geht durch Mark und Bein:
Es frieren Ochse, Hund und Schwein,
Hirsch, Zebra und Gazelle.
Es friert die Milch und das Kompott,
der Teufel und der liebe Gott
bei dieser Kältewelle.
Die Menschen blicken stur und stumpf –
das Schienbein ächzt (trotz Doppelstrumpf),
der Mund erstarrt (trotz Kippe),
das Thermometer jauchzt: Rekord!
Mit Viehsalz wankt man zum Abort –
Hatschiiiii! Das ist die Grippe.
Hansgeorg Stengel
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Ohriges
Alle Menschen haben Ohren,
rechts und links am Kopfe dran.
Damit werden wir geboren,
weil man damit hören kann.
Alles kann man damit hören:
Kinderlachen und Schalmein,
Weinen, Gluckern, Kiecksen, Röhren,
Hund und Katz und Funk und Schwein,
Glück und Glas und auch Kantaten,
schöne Reden, unser Herz.
Uhren, Löwen und den Braten,
wenn er prutzelt, und den Schmerz.
Ja, wir hören, was wir wollen
mit den Ohren – jeden Ton.
Nur, was wir dann hören sollen,
hören wir oft nicht, mein Sohn!
Johannes Conrad
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Biedere Hausfrauen
Soll ich es nochmals wiederholen?
Ihr habt mich ja so oft gefragt,
Und tausendmal hab ich auf Ehre
Die volle Wahrheit euch gesagt.
Ja, ich bewundere eure Tugend,
Und ich bewundre eure Kinder
Bewundre eure magren Mägde,
Bewundre eure fetten Rinder;
Bewundre mehr noch eure Männer,
Bewundre eure kluge Stummheit,
Bewundre eure feine Wäsche –
Beneide euch um eure Dummheit.
Ada Christen
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Unstern
Der Stern erstrahlte so munter.
Da fiel er vom Himmel herunter.
Du fragst mich, Kind, was Liebe ist?
Ein Stern in einem Haufen Mist.
Wie´n räudiger Hund, der verrecket,
So liegt er mit Unrat bedecket.
Es kräht der Hahn, die Sau, sie grunzt,
Im Kote wälzt sich ihre Brunst.
O, fiel ich doch in den Garten,
Wo die Blumen meiner harrten,
Wo ich mir oft gewünschet hab,
Ein reinliches Sterben, ein duftiges Grab!
Heinrich Heine
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An meine Laute
Im Leisen und im lauten Spiel
Ertöne süß mein Lautenspiel.
Und muss ich um was Liebes leiden,
Verkläre du mein Liebesleiden
Und lass dein holdes Seitenklingen
Wie Gold nach allen Seiten klingen,
Dass niemand ahnt beim Liederklang,
Wie nur aus Schmerz mein Lied erklang.
Heinrich Seidel
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Graue Ha re
D ieses Gedi ht
ist alt.
Es verliert s hon
uchstaben.
Aber es wi l nicht
in die Bibliothe
Auf gar kein Fall.
Peter Jepsen
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Katz und Maus
Die Katze spricht: Ich bin nicht so,
wie alle Welt vermutet.
Ich töte Mäuse, ja, jedoch
mit einem Herz, das blutet.
Mit einem Herz, das zuckt und schreckt,
mit einem Herz, das leidet –
Mit meinem Herz? Nein, dem der Maus!
Denn wenn uns etwas scheidet,
die Maus und mich, dann ist es das:
Ich bin der Fresser. Sie ist Fraß.
Robert Gernhardt
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Immer dasselbe
So wie sie hereinkam.
so schlug es mich nieder.
Und jedweder Schweinkarm
verbot sich mal wieder.
Drei Nummern zu heilig,
da kann ich nur lieben.
Da kann ich kein eilig
es Nümmernchen schieben.
Thomas Gsella
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Die Wunderwerke
Wer hat die Arschback ausgestopft,
Die sich so groß anfühlt und klopft?`
Der große Sattler hats getan,
Der Pferdelenden polstern kann.
Der hat die Arschback ausgestopft,
Die sich so prall anfühlt und klopft.
Wer hat den Arsch mit Pelz geziert
Und ihn mit Klunkern ausstaffiert?
Der große Kürschner hats getan,
Der Hermeline schwärzen kann.
Der hat den Arsch mit Pelz geziert
Und ihn mit Klunkern ausstaffiert.
Wer pflanzte mir zum Zeitvertreib
Den schönen Stengel vor den Leib?
Der große Gärtner hats getan,
Der dicken Spargel treiben kann.
Der pflanzte mir zum Zeitvertrieb
Den schönen Stengel vor den Leib.
Wer ist es, der genähet hat,
Den Wunderbeutel ohne Naht?
Der große Beutler hats getan,
Der solche Kunst allein nur kann.
Der ist es, der genähet hat
Den Wunderbeutel ohne Naht.
Wer drechselte fürwahr nicht klein
Die Eier voller Dotter drein?
Der große Drechsler hats getan,
der Straußeneier drechseln kann.
Der drechselte fürwahr nicht klein
Die Eier voller Dotter drein.
Johann Gabriel Bernhard Büschel
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Standpauke
Willst du mit diesen Wesen trinken,
die gröhlend dich zum Tresen winken
und die mit ihrem faden Lallen
dem Wirt bald in den Laden fallen?
Ich seh sie noch vomTrester wanken,
den alle zu Silvester tranken,
sich Schnaps in ihre Bowle hauen,
weil sie auf Alkohole bauen.
Beschau dir diesen kecken Lümmel.
Sie kippen Korn und lecken Kümmel,
und hierdurch wird manch schlauer Ducker
vom braven Mann zum Dauerschlucker.
Sie mühen sich, dein Geld zu heben.
Dir rat ich, dich als Held zu geben.
Wenn sie schon wie die Kälber saufen,
solln sie den Schnaps doch selber kaufen.
Günter Nehm
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Der Affe im Wasser
Ein Affe, welcher in Gefahr
im Meere zu ertrinken war,
rief kläglich mit gebrochnem Flehn:
"Neptun, lass mich nicht untergehn.
Ich will auch deinem Dienst mich weihn,
will dir zu Ehren mich kastein,
nicht näschig mehr, nicht bissig sein.
Ach! wär's nicht um mein Leben schade?"
So seufzt er angstvoll, und sogleich
wirft eine Well ihn ans Gestade.
Vergnügt ergreift er das Gesträuch,
das von der Klipp herunterhängt, und spricht:
"Neptun! bemüh dich weiter nicht,
jetzt kann ich mich schon selber retten."
- - -
Man sagt uns nach,
dass wir auf unsern Krankenbetten
so frommer Affen viele hätten.
Karl Wilhelm Ramler
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Wolpertinger und die Liebe
Liebst du michel
lieb ich dichel
ganz sichel
inniglichel
Kleine Stichel
mag ich nichel
Komm mir ja nicht
auf die Schlichel
Im Geringel
und Gerangel
macht der Schlingel
mit der Schlangel
Wolpertingeltangel.
Frederike Frei
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Das Rätsel von den Knöppen
Kleidung des männlichen Geschlechts
knöppt sich immer von links nach rechts.
Bei den Damen jedes Dings
knöppt sich immer von rechts nach links.
Wenn du fragst: „Weshalb und Warum?“,
bleiben alle Gelehrten stumm.
Unterm weiten Himmelsblau
rechts nach links knöppt jede Frau
Und solang er knöppern kann,
links nach rechts knöppt jeder Mann.
Weiß kein Weiser, sagt keine Sphinx,
wieso dort rechts, wieso dort links.
Mensch, zerbrich dir nicht den Kopp!
Ewges Rätsel bleibt dir der Knopp!
Gustav Hochstetter
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