Ehrlich gesagt, geht mir mein ständiges „christlich“ und „besorgt“ selbst auf den Senkel, so sehr auch die größten Schweinereien mit diesen Attributen erklärt werden. Früher brauchte man nur „Arbeitsplätze“ sagen und schon war die Begründung für eine Giftgasfabrik auf dem Hof als Nebenerwerb gegeben, heute heißt das Stichwort „Sicherheit“, mit der man Verständnis für jeden Spitzel im Schlafzimmer hat. Denn Sicherheit geht vor Verhütungsschutz. Ich Öddel verbinde „Terror“ immer noch mit Politikern, die mich restlos überwachen wollen.
Und ich mag auch mein „doofes Volk“ nicht mehr hören.

Mein Gott (sorry, euer Gott), Verfolgungswahn, Terrorhysterie, Flüchtlingshass, unsere guten deutschen Werte also, die jahrelang brach im Innern der deutschen Seele schlummern mussten, dürfen jetzt endlich von den Stammtischen und dem häuslichen Herd in die Öffentlichkeit. Wir sind wieder wer, seit wir uns jeden Tag die Welt schönlügen müssen und Deutschland soll wieder über alles in der Welt stehen, der deutsche National-Populismus ist wieder im Kommen, vor allem bei den christlichen Parteien.
Da ist es wieder, dieses „christlich“, über das ich immer stolpere, wenn ich den deutschen Teufeln begegne, dieses unsäglich unpassende Wort, das jeder mit sich herumschleppen darf, der gerne höchstpersönlich ein Flüchtlingsboot versenken möchte.

Wir selber haben auch keine Obergrenze für nichts. Nicht für die täglichen Peinlichkeiten, nicht für völkisches Gelaber, nicht für die Schandtaten, der wir uns noch rühmen, nicht für Lügen und Waffenhandel, nicht für Fakes und nicht für Arschgesichter, die aus dem Fernseher glotzen.
Wo sind nur all die Menschen hin, die demonstrierten gegen Vietnam, gegen Gorleben, gegen Strauß, Menschen, die Bücher lasen und sich schlau machten, die Liedermacher, die Studenten in verräucherten Kneipen, die Dichter, die Prominenten, die sich zusammentaten gegen den Paragrapgen 218?
Wo ist die Revolution der Menschen, die ihre Freiheit nicht gegen die Freiheit anderer Menschen abschotten wollen, wo ist die Menschlichkeit..

Kommen unsere Kinder zukünfig schon mit einem Chip zur Welt, mit Facebook- und Amazon-Account, aufgezogen im Stacheldraht des Überwachungswahns?
Und wen würde das interessieren, wenn es doch um „Sicherheit“ geht? Um die Sicherheit des Staates, von dem wir uns gerne überwachen lassen wollen, der uns vorschreibt, was „Wahrheit“ ist, welcher Mensch gut und welcher schlecht ist, weil wir das selber nicht mehr beurteilen können.

Sind schon Medikamente im Umlauf, die man täglich zur BILD-Zeitung nehmen muss, die uns ruhigstellen? Ist unser Trinkwasser noch schlechter als angenommen, stecken in Nutella Beruhigungspillen so wie die Antibiotika in den Hähnchen oder warum regt sich keiner mehr auf?
Warum kann man jeden Deutschen einfach an die Straße stellen, ihm einen gelben Punkt auf die Arschbacken kleben und warten, bis er entsorgt wird, weil es einfach notwendig für unsere Sicherheit ist, dass wir alles, aber auch wirklich jeden Scheiß glauben?
Muss man erst Zucker in den Benzintank füllen oder das Grillen in den beliebten Staus verbieten?
Gestern las ich, dass Schüler, nach der Grußformel im Dritten Reich befragt, antworteten: „Hi, Hitler!“
Irgendwie ist Deutschland gar nicht mehr lustig und war es auch noch nie. Dies ist das Deutschland des Paul Celans geworden und alle fühlen sich wohl dabei.
Nur nicht die Unchristen wie ich.

Ich wünsche allen für 2017 einen wachen Verstand, den Mut, die Dinge und Parolen zu hinterfragen, aber auch eine wachsame Gelassenheit, den Blick ins eigene Herz, die Augen mal weg vom TV und Smartphone, das Sprechen mit Menschen und nicht nur über sie und mal den eigenen Egoismus hinter Menschlichkeit zu verstecken.
Alles Liebe für euch!

Sirius

Sirius: Wo sind nur all die Menschen hin, die demonstrierten gegen Vietnam, gegen Gorleben, gegen Strauß, Menschen, die Bücher lasen und sich schlau machten, die Liedermacher, die Studenten in verräucherten Kneipen, die Dichter, die Prominenten, die sich zusammentaten gegen den Paragrapgen 218?

Sie, zumindest ich und viele andere, haben sich zurückgezogen in der Hoffnung, dass der Mittelfinger des Verhängnisses nicht gerade auf sie zeigt. Ich muss mal wühlen. Irgendwo hatte ich mal eine Ansprache an kommende Generationen hin gepackt, so in der Tonart: Wir Alten können Euch keinen Rat geben.

1968 gegen den Konsumterror demonstriert. Und? hat's genutzt? Gegen Bild, gegen Plastikscheiße, gegen Vogelfang in Italien und Schweinetransporte quer durch Europa, gegen …, … ach, fast alles, was inzwischen monströse Dimensionen erreicht hat.

Mathhäus 10:

„Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden.“

Da haben wir den Salat! Gleich auf Krawall gebürstet, der da oben und so christlich wie Erdogan. Die Familie im Arsch, draußen alles verwüstet wie nach Führers Geburtstag, einen dicken Kopf dazu und das scheiß Jahr nimmt kein Ende.
Ist noch Bölkstoff da oder Paracetamol? Was sacht der Kalender:

1. Sagen, was wahr ist!
2. Trinken, was klar ist.
3. Bumsen, was da ist.

Ihr seht, ich bin im Niveau flexibel. Dann also ab in den Kampfanzug, den Flachmann-Gürtel umgelegt, Kippe innen Hals und ab durch die Tage.
Oder wie alle jetzt labern: Ein frohes Neues!

Sirius

Hallo Sirius,

ich möchte mich einmal dafür bedanken, dass du mit so viel Eifer und Mühe immer wieder so interessante Nachrichten hier zusammenstellst. Das ist mit viel Aufand verbunden und dafür danke ich dir. Sie sind sehr interessant zu lesen und ich wundere mich auch, wo all die Menschen sind, die in den 80ern für viel weniger auf die Straße gegangen sind.

Grüße, Catweazle

Ich danke DIR, Catweazle!
Sieht ganz so aus, als gefiele der Masse, was passiert oder es kümmert sie nicht. Sie schauen auch nicht gerne hinter die Kulissen, begnügen sich mit Lindenstraße und was ihnen die ARD vorsetzt und ihre politische Mutti.
Auch die geistige und intellektuelle Überwachung hat zugenommen. Und alle sind so furchtbar selbstzufrieden geworden.

Liebe Grüße

Sirius