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Die „Vergessenen Nachrichten“ des Jahres 2022

#1 von Sirius , 26.04.2022 16:28

Was in den Medien fehlt
Die „Vergessenen Nachrichten“ des Jahres 2022
Soziale Themen bestimmen in diesem Jahr die Rangliste der sogenannten „Vergessenen Nachrichten“.

Topthema war nach Einschätzung einer Fachjury aus Wissenschaftlern und Journalisten die schleichende Abschaffung der Lernmittelfreiheit in den Schulen. Auch der Rückgang der Schmetterlingspopulation gehört zu den vernachlässigten Themen.
Gemeinsam mit der Initiative Nachrichtenaufklärung e.V. (INA) veröffentlicht die Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks einmal im Jahr eine Liste von Themen und Nachrichten, über die nach Einschätzung einer Jury zu wenig berichtet wird.
Die Liste von zehn Themen, die in den vergangenen zwölf Monaten stark vernachlässigt wurden, wurde am 22. April 2022 auf einer virtuellen Pressekonferenz vorgestellt. Wir dokumentieren im Folgenden die Erläuterungen der Initiative Nachrichtenaufklärung.

Die „Vergessenen Nachrichten 2022“
1. Die fortschreitende Abschaffung der Lernmittelfreiheit
Eigentlich sollen Lernmittel – also vor allem Schulbücher und Übungshefte – für alle Schulkinder in Deutschland kostenlos sein. Denn Schulbildung darf nicht vom Geldbeutel abhängen. Doch in vier Bundesländern gibt es bereits keine Lernmittelfreiheit für Schulbücher etc. mehr, und der wirtschaftliche Druck auf die anderen Länder, diese Mittel einzuschränken, steigt. Das Thema geht alle Familien in Deutschland mit schulpflichtigen Kindern an. Dennoch wird darüber in den großen Medien viel zu wenig berichtet.

2. Lücke im deutschen Gesundheitssystem: Tausende Menschen nicht krankenversichert
Der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen zufolge hat jeder Mensch das Recht auf einen Lebensstandard, der Gesundheit und Wohlergehen gewährleistet. Dennoch fallen in Deutschland rund 143.000 Menschen durch das soziale Netz unserer Solidargemeinschaft. Bürokratische Hürden und Gesetzeslagen verhindern oftmals eine Versicherung bestimmter Personengruppen. Als ehemalig selbstständige oder privatversicherte Person kann man in den Unversichertenstatus abrutschen. Viele Betroffene wissen dabei nicht um ihre Möglichkeiten der medizinischen Versorgung. Das Ausmaß dieser Lücke im Versicherungssystem ist zahlreichen Menschen nicht bewusst, auch aufgrund mangelnder Berichterstattung. Diesem wichtigen Thema sollte mehr Aufmerksamkeit zuteil werden, sowohl medial als auch gesamtgesellschaftlich.

3. Pflegende Kinder und Jugendliche
In Deutschland sind etwa 480.000 Kinder und Jugendliche regelmäßig an der Pflege ihrer Angehörigen beteiligt. Obwohl sie damit einen enormen Dienst für die Gesellschaft leisten, spielen junge Pflegende kaum eine Rolle in der öffentlichen Diskussion. Nach großer, aber kurzzeitiger Medienaufmerksamkeit in den Jahren 2018 und 2019 sind weitreichende Veränderungen in Bezug auf altersgerechte Hilfestellungen ausgeblieben. Stattdessen sind pflegende Kinder und Jugendliche wieder weitestgehend von der Medien-Agenda verschwunden. Die fehlende Thematisierung dieser besonderen Pflegenden birgt allerdings das Risiko eines Zusammenbruchs des deutschen Pflegesystems, das gesamtgesellschaftlich nicht zu unterschätzen ist. Darüber hinaus wird übersehen, dass die Kinder und Jugendliche keine Lobby besitzen, die ihre Interessen vertreten und für eine Verbesserung ihrer schwierigen Situation eintreten, da die Pflege erhebliche Ressourcen binden. Dies ist erforderlich, um eine Überforderung der Minderjährigen zu vermeiden, die neben der allgemeinen psychischen und physischen Belastung auch eine Einschränkung der Arbeits- und Freizeitoptionen bedeuten kann.

4. Palliativversorgung für Wohnungslose
Quälend und unbemerkt, so lässt sich der Tod vieler Wohnungslosen in Deutschland beschreiben. Nach dem Kampf um das Überleben auf der Straße folgt der Kampf um einen würdevollen und schmerzfreien Tod. Dabei können Hospize helfen, welche eine Palliativversorgung gewährleisten. Jedoch kann keine Aufnahme in ein Hospiz ohne Diagnose erfolgen, die aber oftmals nicht vorliegt, da sich Wohnungslose aus psychosozialen Motiven oder aus Angst nicht ärztlich behandeln lassen. Die größte Hürde stellt die fehlende Krankenversicherung bei vielen Wohnungslosen dar, die die Übernahme der Kosten für eine Palliativversorgung nach dem Hospiz- und Palliativgesetz ausschließt. Denn die Kosten für die Behandlung können demnach lediglich bei Versicherten übernommen werden. Während die Berichterstattung zu diesem relevanten Thema fast ausschließlich durch Hospize, wohltätige Vereine sowie Lokal- und Fachzeitungen erfolgt, ist das Schicksal der Wohnungslosen auf der Agenda großer Medienhäuser kaum nachzulesen.

Weiterlesen:

https://www.deutschlandfunk.de/die-verge..._eid=7a83bdcc66


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Sirius
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