Kartoffelaugen starrn mich an
zu mittäglicher Stund.
Ich setz mein scharfes Messer dran,
du andalusscher Hund.

Damit ich lebe, töte ich,
was es auf Erden gibt:
Erdapfel, Eismeer, Enterich,
den Einen, der mich liebt.

Damit ich lebe, raube ich
die Arbeitskraft, das Öl.
Erbarmungslos und fürchterlich
rück ich zu Leib der Seel.

Dass ich das größte Raubtier bin,
das habe ich im Sinn.
Oh weh, ich dummer Augustin,
und nun ist alles hin.

Schön, Dich mal wieder zu lesen, Seeräuber-Jenny!

Was soll man da großartig sagen, der Text ist saustark!

LG, Unke

Danke, lieber Unkerich. Und dir sowie allen, die hier Tacheles reden und schreiben, ein gutes neues Jahr!

Aye, ich bin Hansdampf in allen Gassen. Wo bleibt nur die Zeit?

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

Das dampft aber gewaltig, Jenny.

Schön, dich zu lesen.

Leo

Ja, liebe Leo, ohnmächtige Wut.

Möge das neue Jahr uns trotzdem viel Gutes bringen.

Lieben Gruß
Jenny

Echt starker Text, Hansdampf!

Liebe Lottegrüße

Danke, liebe Lotte. Ich bin froh, dass wir hier ein kleines Forum haben, in dem ein solches Gedicht nicht als "Betroffenheitslyrik" abgetan wird. Heutzutage ist es nicht gerade populär, ein "Gutmensch" zu sein. Trotzdem hoffe ich immer noch auf bessere Zeiten. Vermutlich werde ich diese Hoffnung mal mit ins Grab nehmen.

Lieben Gruß
Jenny

Liebe Jenny,

Die Wut ist zurecht spürbar in deinen Zeilen und der Vermerk auf den dummen Augustin pointiert formuliert!

Alles ist hin - wer merkt das schon?

Danke!

Frollein a. .

Es wird einfach ausgeblendet. Wir Menschen machen es uns halt einfach.

Lieben Gruß
Jenny

Ein wirklich starker Text und überhaupt keine "Betroffenheitslyrik", liebe Jenny.
Sondern ganz große Klasse!

Sirius

Hallo, Seeräuber-Jenny.

Auch ich finde nicht, dass dein Text "Betroffenheitslyrik" ist. Du sagst, wie es ist, in aller Klarheit und nüchtern. Besonders gelungen finde ich deine Anspielung auf den chenn andalou von Luis Bunuel - und dass du die gnadenlos egozentrische/egomanische Ausbeutung nicht nur auf die Natur beschränkst, sondern auch auf Wirtschaft und Mitmenschlichkeit, gar auf Liebe beziehst.

Ein gutes Gedicht, dass mich dann doch betroffen macht.

weegee

Hi ihr Zwei,

es freut mich sehr, dass mein Gedicht nicht als Betroffenheitslyrik verstanden wird. Mit dieser Kritik sah ich mich nämlich konfrontiert. Aber wahrscheinlich wollte mich besagter Kommentator auch nur aus der Reserve locken.
Hatte schon befürchtet, dass es wirklich so ist. Dann hätte das Gedicht seinen Zweck verfehlt gehabt. Betroffenheit, Mitgefühl ist sehr wichtig, aber das reicht nicht. Es muss halt auch reflektiert und vor allem gehandelt werden.

Die berühmte Szene im "Chien Andalou" - ein Mann durchschneidet einer Frau mit dem Rasiermesser den Augapfel - ist für mich eine Metapher für die Unterdrückung der Frau.
Der Filmtitel war Buñuels Freund García Lorca zugedacht, was das Ende der Freundschaft zur Folge hatte.

Liebe Grüße
Seeräuber-Jenny