Am Sonntag wirkt mein Viertel wie verträumt.
Kaum bellt ein Hund. Auf Dächern gurren Tauben.
Die halbe Welt steht still. Man will’s nicht glauben
und denkt, ein Gott hätt hier mal aufgeräumt.
Es riecht nach Gras und irgendwie nach Baum.
Man hört die Uhren ticken. Fenster gähnen.
Man könnte beinah sich im Himmel wähnen.
Das täuscht. Es ist ja bloß ein Sonntagstraum.
Denn montags geht der Krach dann richtig los.
Der Tiefbau gräbt, man hört die Männer fluchen,
die irgendwas jetzt bei den Rohren suchen.
Es dröhnt und dröhnt gewaltig mitleidlos.
Nur fort wünscht man sich in ein stilles Tal.
Denn selbst im Hause zittern nun die Wände,
wer Heimwerk bastelt, hat wohl tausend Hände.
Herrgott, was Ruhe ist, das war’s dann mal.
Doch wie gesagt, am Sonntag ist nichts los.
Vermutlich schläft er durch, mein Nachbar Krause,
und selbst der Tiefbau macht jetzt eine Pause –
als ginge nun der Tageslärm auf Moos.
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Eine wunderbare Träumerei, liebe Angelika, die ich gerne und mehrmals gelesen habe.
Da läuft beim Lesen ein kleiner Film ab, sehr schön.
Liebe Grüße
Leo
Schreiben macht schön.
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Die Diskrepanz zwischen Sonntag und Montag hast du herrlich aufgezeigt, Angelika.
Sirius
Reset the World!
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Liebe Leo,
der Alltag, der kann den Menschen ganz schön schaffen. Vor meinen Fenstern habe ich noch eine Hauptstraße mit dem Furor des Autoverkehrs, der Polizei-, Feuerwehr- und Krankenwagensirenen, der Schienenschleiferei der Straßenbahn usw. usw. Überm Haus die Einflugschneise für Flugzeuge und Hubschrauber. Ich weiß zum Beispiel immer, wann ein Großkopfet samt Tross Richtung Osten fliegt und wann er zurückkommt. Aber ansonsten wohnt es sich hier ausgezeichnet. Da muss einem doch das Dichten ankommen. Wenn dir das Gedicht gefallen hat, freut es mich.
Lieben Gruß, Angelika
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Lieber Sirius,
ein bisschen resignativer Humor schadet nie, solange er untertreibt. Eben Großstadt, kann man halt nichts machen. Der Gesamtlärm ergibt sich von selbst. Das kann man gar nicht alles in ein einziges Gedicht pferchen. Danke, Sirius, du bist ein aufmerksamer Leser.
Lieben Gruß, Angelika
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