Heinz Strunk: Ein Sommer in Niendorf
Im witzigen und berührenden Roman "Ein Sommer in Niendorf" über die Sehnsucht nach Glück von Heinz Strunk übernimmt ein Erfolgs-Anwalt an der Küste einen Strandkorbverleih und wirkt zufriedener als zuvor
Vor einigen Jahren schrieb Heinz Strunk eine 35 Seiten lange Erzählung über Breda, einen übergewichtigen Alkoholiker, merkte aber, dass sie mehr Potenzial hatte und arbeitete sie zu einer 140-seitigen Novelle aus. Diese wurde zu einem Roman.
Es ist die Geschichte eines erfolgreichen Mannes, der sich vorübergehend an die Ostsee zurückzieht, um seine Familiengeschichte aufzuschreiben. Eine letztlich folgenreiche Entscheidung.
Georg Roth, 51, promovierter Wirtschaftsanwalt, Hauptfigur in Heinz Strunks neuem Roman "Ein Sommer in Niendorf", hat für drei Monate ein Apartment in Niendorf an der Ostsee gemietet, um seine Familiengeschichte aufzuschreiben. Vielleicht werde es ja ein Bestseller, hofft er. Aber im Weg stehen Roth sein mangelndes Talent als Schriftsteller und Markus Breda, der verlebte und aufdringliche Verwalter seines Apartments.
"Tatsächlich ist es so, dass Herr Breda, der natürlich in Wirklichkeit anders hieß, einige Apartments vermietete und ich im Jahre 2009 oder 2010 die verrückte Idee hatte, drei Monate hier in Niendorf zu verbringen", erzählt Strunk. "Aber nach zwei Wochen wurde mir das so langweilig, dass ich davon Abstand genommen habe. Aber ich habe mich dann mit dem Typen angefreundet."
Im witzigen wie berührenden Roman arbeitet Breda, ein übergewichtiger Alkoholiker, auch noch in einem Spirituosenladen und dreht im Drittjob am Abend Strandkörbe in Richtung Sonnenaufgang. Breda überredet Roth so oft zum Trinken, dass auch der ein Alkoholproblem bekommt, seine Schreibdisziplin verliert und geradezu verwahrlost.
Zu Recht hat der Rowohlt-Verlag "Ein Sommer in Niendorf" als eine Art norddeutscher "Tod in Venedig" angekündigt. In Thomas Manns Novelle verliert der Schriftsteller Gustav von Aschenbach, ebenfalls Anfang 50, auch seine Selbstdisziplin. Beide Bücher sind am Meer angesiedelt und beide enden mit dem Tod einer Hauptfigur. Auch verlieben sich sowohl von Aschenbach als auch Roth in jemanden, der deutlich jünger ist. Der geschiedene Roth ist besessen von einer Kellnerin in Niendorf, die überhaupt kein Interesse an ihm hat. Irgendwann werde sie seinen Avancen schon erliegen, bildet sich der Anwalt in der Midlife Crisis ein.
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