Erik Fosnes Hansen : Zum Rosa Hahn

"Choral am Ende der Reise", die Geschichte über die Bordkapelle auf der Titanic, wurde in den 90er-Jahren ein internationaler Bestseller. Nun kommt Erik Fosnes Hansens neuer Roman "Zum Rosa Hahn" heraus.

Um Gold geht es in diesem Roman, sogar um das Goldmachen: "Ich habe eine Wirklichkeit erfunden, in der es sich tatsächlich tun lässt: Gold herstellen. Mit Hilfe von Goldmachern. Wie wäre es ausgegangen, damals, wenn es möglich gewesen wäre, Gold zu machen?", fragt Erik Fosnes Hansen.
Alles in diesem Roman ist wunderlich: Es existiert weder die erwähnte "Wirklichkeit", noch ein "Damals", das man zeitlich einordnen könnte. Erik Fosnes Hansen hat die surreale Handlung zwar im realexistierenden Brandenburgischen Jüterbog angesiedelt, ansonsten ist sie aber völlig aus der Zeit gefallen. Und "wirklich" weit von jeglicher Realität entfernt.
Kein Wunder: Es war nämlich ein Traum, der Erik Fosnes Hansen zu dieser absurden Geschichte inspiriert hat. Während eines Stipendiatenaufenthalts auf der entlegenen Insel Farö - früher Wohnsitz des schwedischen Regisseurs Ingmar Bergmann - träumte der Schriftsteller gleich in der ersten Nacht von zwei Goldmachern: "Diese ganzen Romanideen, die man in der Nacht träumt, sind meistens unbrauchbar", so Hansen. "Aber ich habe gedacht: Das war doch sehr merkwürdig, sehr lustig auch! Und habe angefangen, die ersten Szenen zu schreiben. Das hat mir wirklich Spaß gemacht."
Sein Schreibspaß wird schon durch seine Wortneuschöpfungen zum Lesespaß. Dank der kongenialen Übersetzung von Ina Kronenberger verlieren sie nichts an Kraft und Originalität:

Am Tisch saßen drei sonnengetrocknete Frauen unbestimmten Alters, mit sehnigem Körperbau und furchteinflößender aufrechter Körperhaltung, und tranken mit sauertöpfischem Gesicht Folterkaffee aus Pappbechern.

"Folterkaffee" deswegen, weil Clothilde, die überforderte Regentin von Jüterbog, schon mal aus Langeweile einen Minister so "in die Mangel nimmt", also foltert, dass er dabei stirbt.

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