Fernanda Trías: Rosa Schleim
Die uruguayische Schriftstellerin Fernanda Trías ist eine der spannendsten Autorinnen Lateinamerikas. In "Rosa Schleim" beschreibt sie eine schreckliche Welt in poetischen Worten.
In einer grünen Oase samt wildem Bach in der Metropole Bogotá erzählt Fernanda Trías, dass sie sich beim Betrachten dieses wunderbaren Ortes zwangsläufig fragt, ob er langfristig überleben wird. Denn die uruguayische Autorin nimmt die Welt gefiltert durch das Gefühl des verlorenen Paradieses wahr. Dieses Gefühl hat auch die namenlose Ich-Erzählerin in Trías' dystopischem Roman "Rosa Schleim", den Petra Strien souverän übersetzt hat. In einer ebenfalls namenlosen Hafenstadt, in der man Montevideo erkennt, die Geburtsstadt der Autorin, sind die Menschen einer Umweltkatastrophe ausgesetzt. Vom Meer her bringt ein roter Wind eine Krankheit, die sich durch ein großes Fischsterben anbahnt:
Das Ministerium schickte die Müllabfuhr, um den Strand zu säubern. Die Fische zappelten nicht einmal mehr, sie waren schon eine ganze Weile erstarrt, schon bevor das Wasser sie ausspuckte. Die Männer kamen mit Schaufeln und Rechen ausgerüstet, doch ohne Mundschutz.
Bald prägt der Mundschutz das Stadtbild. In Krankenhäusern herrscht der Ausnahmezustand. Die Menschen erkranken und sterben mit ähnlichen Symptomen wie denen von Covid. Klar, denkt der Leser: Da hat sich die Autorin von der Pandemie inspirieren lassen. Dabei ist das alles nur ein großer Zufall. Den Text hatte Trías nämlich schon im November 2019 fertig. Veröffentlicht wurde er allerdings erst 2020.
"Als der Roman erschien, konnte ich beim Leser nicht mehr ein so starkes Gefühl der Verstörung auslösen, wie ich es beim Schreiben geplant hatte", erzählt Trías. "Denn der Leser hatte nun schon die Pandemie-Erfahrung. Da habe ich schon gedacht: Wie schade! Wäre mein Roman doch sechs Monate früher erschienen! Anderseits haben sich viele Leser mit dem im Roman beschriebenen Lockdown identifiziert und mit der ebenfalls geschilderten Angst, geliebte Menschen zu verlieren. Die Pandemie hat dem Roman also etwas genommen und ihm etwas anderes gegeben."
Im Roman sind die Reichen ins Landesinnere geflüchtet. In der Stadt sind die Strände gesperrt. Die Infrastruktur ist zusammengebrochen. Es gibt kein sauberes Wasser mehr. Die Ich-Erzählerin bleibt trotzdem. Denn ihr Ex-Partner liegt infiziert im Krankenhaus, und ihre Mutter hütet das Haus von Reichen. Vor allem aber kümmert sich die Erzählerin gegen Bezahlung um einen kleinen Jungen mit einer seltenen Behinderung: Er verspürt dauerhaft Hunger und muss vor sich selbst geschützt werden.
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