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Birgit Birnbacher: „Wovon wir leben“

#1 von Sirius , 17.04.2023 16:51

Birgit Birnbacher: „Wovon wir leben“

Birgit Birnbacher erzählt in ihrem Roman „Wovon wir leben“ kühl und unterhaltsam vom Arbeiten und von Männern und Frauen im Dorf.
Der österreichischen Schriftstellerin Birgit Birnbacher gelingt das Kunststück, ein Geflecht aus Motiven und Symbolen trotzdem so mit Leben zu füllen, dass man unter 200 Seiten nicht alle Tage so plastisch und spannend andere Menschen kennenlernen wird. In einem Kaff, in dem nicht viel los ist und künftig noch weniger. Es geht um die Arbeit und die Gemeinschaft, eins schwieriger als das andere.

„Wovon wir leben“ heißt und erzählt das Buch. Es gibt hier wenig Luft und Liebe – was immerhin etwas wäre –, und an Arbeitsplätzen fehlt es ohnehin. Jetzt wird wohl noch die Süßwarenfabrik schließen, die Kindheitserinnerungen an ausgestanzte Brezelchen mit Schokoladenüberzug weckt, aber auch bloß Fließbandarbeit bietet. Trotzdem bedeutet das neben dem Geld auch Halt und Geselligkeit und einen Platz im Leben. Natürlich geht es dann auch um Familie. Familie, eine weitere Schwierigkeit.
Der Vater ist früher in Rente gegangen, der Fehler seines Lebens. Einer der Fehler seines Lebens. Der schlimmere Fehler: Aus Geiz, Dummheit, Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit hat er den kranken Sohn vor Jahrzehnten nicht ins Krankenhaus gebracht. Nach einer Hirnhautentzündung lebt der schwer geschädigte Sohn seither im Pflegeheim, eine Familienkatastrophe und entsetzliche Schuld, über die nicht gesprochen wird, da über nichts gesprochen wird. Und dem Vater mag es auch nicht bewusst sein.

Als nachher, denn das ist ein Buch der großen, aufgeladenen Bilder, ein qualvoll verendetes Pferd gefunden wird, reden die alten Männer darüber, dass man gar nichts davon gehört habe. „Alle Welt soll schreien, wenn sie was braucht“, denkt die Tochter, und sie denkt auch, dass dem Vater die Parallele zur Tragödie des kranken Sohnes nicht einmal aufdämmert. Schreien oder nicht schreien, auch ein Motiv in diesem dichten Buch, das sich locker liest und Witz hat, und wenn es der Witz der Verzweiflung ist. Alle Wehleidigkeit wird dadurch vertrieben, alle Wut findet nach und nach ihren Ausdruck.

Weiterlesen:

https://www.fr.de/kultur/literatur/birgi...n-92211232.html


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Sirius
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