Letzte Meldung
X

An alle neu registrierten Benutzer!

Wir achten hier auf den Datenschutz. Insbesondere auf die Privatsphäre unserer Mitglieder. Wer sich nur anmeldet, um am "Küchentisch" mitzulesen oder nur Mitgliederlisten einsehen will, wer nur Spam posten möchte und nicht auf meine PNs reagiert, den lösche ich wieder.

Jakob Guanzon: Überfluss

#1 von Sirius , 18.04.2023 16:23

Jakob Guanzon: Überfluss

Kaum war sein Debütroman 2021 in den USA erschienen, wurde Jakob Guanzon für den National Book Award for Fiction und für den Aspen Words Literary Prize nominiert. "Überfluss" überzeugt durch Guanzons psychologisches Feingefühl für seine Figuren.

Henrys Sohn Junior hat Geburtstag. Der Junge wird acht Jahre alt, und sein Vater versucht, das Beste daraus zu machen. Denn die beiden leben in einem Truck. Die Ladefläche dient als Lager ihrer Habseligkeiten. Den Geburtstag seines Sohnes zu feiern, bedeutet bei McDonalds essen zu gehen. Dafür macht sich Henry auf der Toilette des Schnellrestaurants frisch. 
Der Wasserhahn springt automatisch an. Bevor er Brust und Gesicht wäscht, streckt er ein Bein aus und drückt die Stiefelspitze gegen die Tür. Keine Lust, gesehen zu werden, hierbei.

Nach dem Besuch im Fastfood-Restaurant verbleiben Henry exakt 77,41 Dollar. Alle Kapitel in Jakob Guanzons beeindruckendem Debütroman "Überfluss" tragen Geldbeträge als Überschriften, die das jeweilige Budget der Hauptfigur widerspiegeln. Das Restgeld ist für eine Nacht im Motel gedacht. Am nächsten Morgen würde Henry seinen Sohn wieder zur Schule fahren, um danach zu einem wichtigen Vorstellungsgespräch zu gehen, das eine Verheißung auf ein neues Leben bedeutet. Doch es kommt zu einer unerwarteten Auseinandersetzung mit einem Zimmernachbarn und Henry rastet aus.

Jakob Guanzons Roman "Überfluss" ist eine harte, kunstvoll komponierte und auf unterschiedlichen Sprachregistern laufende Geschichte auf zwei Zeitebenen. Die zweite reicht in Henrys Vergangenheit. Als Sohn von Akademikern hat er keine schlechten Startvoraussetzungen. Doch als sein philippinischer Vater als Lehrer einen Fehltritt begeht, verliert er seinen Job und schlägt sich auf dem Bau durch. Henry begreift früh, dass es im Leben um Zugehörigkeit und Anerkennung geht. Die hängt in einem kapitalistischen System mit der Kaufkraft des Einzelnen zusammen. Individuelles Denken, besondere Begabungen oder gar Kreativität sind nicht gefragt.
Zum ersten Mal war eine von Henrys festen Überzeugungen von einem System erschüttert worden, dem er sich nur unterwerfen konnte.

Weiterlesen:

https://www.ndr.de/kultur/buch/tipps/Ueb...guanzon100.html


Reset the World!

 
Sirius
Beiträge: 26.273
Registriert am: 02.11.2015


   

Karl Ove Knausgård: Die Wölfe aus dem Wald der Ewigkeit
Birgit Birnbacher: „Wovon wir leben“

  • Ähnliche Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
Xobor Ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz