Karl Ove Knausgård: Die Wölfe aus dem Wald der Ewigkeit
Wie schon in "Der Morgenstern", dem ersten Teil von Karl Ove Knausgårds neuem Romanprojekt, geht es auch in "Die Wölfe aus dem Wald der Ewigkeit" um Religion, Schuld, Liebe - und vor allem um den Tod.
Der norwegische Schriftsteller Karl-Ove Knausgård wurde als "literarische Sensation" und "globaler Superstar" gefeiert. In sechs Bänden, die in über 30 Sprachen übersetzt wurden, hat er über sein Leben geschrieben und Millionen Leser waren davon begeistert. Auch Schriftstellerkolleginnen und -kollegen wie Zadie Smith oder Jeffrey Eugenides bekannten öffentlich, süchtig nach seinen Büchern zu sein. Andere schimpften, das sei doch keine Literatur, sondern reine Autobiografie oder schlimmer noch - Nabelschau. Nun hat Knausgård mit einem neuen monumentalen Romanprojekt begonnen, dessen zweiter Teil jetzt auf Deutsch erschienen ist.
Es beginnt im Jahr 1986 in Südnorwegen. Der 19-jährige Syvert ist vom Militärdienst zu seiner Mutter und dem kleinen Bruder zurückgekehrt, ins Haus der Familie. Im fernen Tschernobyl ist ein Atomreaktor explodiert:
"Es brannte noch darin, und sie versuchten, das Feuer mit Sand zu löschen, hieß es. Die Hubschrauber warfen eine Ladung nach der anderen über dem Gebäude ab.
Ein Brand, der sich nicht löschen ließ.
War es so nicht in der Hölle?"
Wie schon in "Der Morgenstern", dem ersten Teil von Knausgårds neuem Romanprojekt, geht es auch in "Die Wölfe aus dem Wald der Ewigkeit" um die großen Menschheitsfragen: um Religion, Schuld, Liebe - und vor allem um den Tod. Denn Syvert träumt immer wieder von seinem toten Vater, hat den Eindruck, dieser wolle ihm etwas mitteilen und er versucht deshalb, mehr über ihn zu erfahren. In der Garage findet er alte Unterlagen, darunter Liebesbriefe einer russischen Frau, für die der Vater offenbar die Familie verlassen wollte. Es stellt sich heraus, dass Syvert in Russland eine Halbschwester hat: Alevtina ist Biologin und dem Rätsel des Lebens auf der Spur. Sie forscht über Bäume, Pilze und die Kommunikationswege des Waldes. Ihre alte Freundin, die Lyrikerin Vasilisa wiederum, schreibt ein Buch, in dem sie den Überlegungen eines russischen Philosophen - Fjodorow - aus dem 19. Jahrhundert nachgeht, zur Idee des ewigen Lebens:
"Der Gedanke ist, dass die Ewigkeit begonnen hat. Das ist es, was sich verändert hat. Die Zukunft ist verschwunden, und die Ewigkeit hat begonnen. Was du Politik genannt hast, ist folglich zu dem geworden, was du Religion genannt hast, in dem Sinn, dass sie das Unveränderliche verwaltet. Und auf die Unsterblichkeit wartet."
"Die Unsterblichkeit?"
"Ja. Nicht nur die Kirche spricht vom ewigen Leben. Die Wissenschaft tut das auch."
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https://www.ndr.de/kultur/buch/tipps/Die...ausgard106.html
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