Jakob Guanzon : Überfluss
Keine Wohnung, kein Geld und kein Job: Jakob Guanzons Roman „Überfluss“ erzählt von den Ausgespuckten der US-amerikanischen Gesellschaft, die kaum mehr Chancen auf ein selbstständiges Aus- und Weiterkommen haben.
Das kann nicht gut gehen. Schon nach wenigen Seiten beschleicht einen dieses Gefühl, und es täuscht nicht. Henry steht mit seinem achtjährigen Sohn in einer McDonald‘s-Filiale, er hat nur noch 89,34 Dollar in der Tasche, Kreditkarte besitzt er keine, tatsächlich ist das sein einziges Vermögen. Er hat eine Menge Schulden angehäuft und eine mehrjährige Gefängnisstrafe hinter sich, deswegen ist die Jobsuche für ihn beinahe aussichtslos, denn das „letzte Feld in jedem Bewerbungsbogen“ (in dem man eventuelle Vorstrafen auflisten muss) drückt seine Chancen bei Vorstellungsgesprächen auf ein Minimum. Und dass sein Sohn schon auf das Sparmenü eines Fastfood-Ladens konditioniert ist, deprimiert ihn. Der spindeldürre Junior soll dieses Mal einen Big Mac bekommen, supersize. Es ist ja sein Geburtstag.
Seit sechs Monaten wohnen die beiden in einem Ford 250, auf der Ladefläche eine „schwarze Hügellandschaft aus Müllsäcken“. Wie es dazu kommen konnte, erzählt Jakob Guanzon in seinem Debütroman „Überfluss“, der bald nach Erscheinen für den National Book Award for Fiction und den Aspen Words Literary Prize nominiert wurde, auf schonungslose Weise und in einer metaphernreichen Sprache, mit der der Autor es manchmal ein bisschen übertreibt, zu stark auf die Tränendrüse drückt, obwohl das gar nicht notwendig wäre. Die Schilderungen dieses Lebens am Abgrund sind beklemmend und drastisch genug.
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