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RE: Ariadne gibt es nicht

#1 von Sirius , 11.02.2017 12:39

Ariadne gibt es nicht

Goethe schrieb den «Werther» in vier Wochen, Wolfgang Koeppen sass zwanzig Jahre lang über einem Buch: Wie funktioniert Schreiben?
Dichtung und Vernunft passen nicht zusammen. Das behauptet jedenfalls Platon. Und er geht noch weiter. Eigentlich, sagt er, können Dichter nichts. Am allerwenigsten dichten. Die Gedichte und Lieder, die wir von ihnen kennen, haben sie nämlich gar nicht selber gemacht. Sie sind ihnen zugeflogen, sie wurden ihnen eingeflüstert von den Musen. Dichtung ist also keine Kunst, sondern göttliche Gnade. Eine Kunst kann man lernen. Wer sie kann, kann sie jederzeit ausüben. Auf eine Gnade aber muss man warten, umso mehr, wenn die Musen sie gewähren sollen. Das sind kapriziöse Damen. Und, sagt Platon, sie nehmen nur dann von einem Menschen Besitz, wenn keine Vernunft mehr in ihm ist. Wer sich an der Vernunft festhält, kann nicht dichten. Klar, wer die Vernunft loslässt, kann es strenggenommen auch nicht. Aber immerhin sind dann die Hindernisse beseitigt, die die Musen davon abhalten, ihr Werk zu tun.

Weiterlesen:

https://www.nzz.ch/feuilleton/museum-str...nicht-ld.144728


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RE: Ariadne gibt es nicht

#2 von Angelika , 11.02.2017 15:05

Falls du mich fragst, Sirius: Ziemlicher Blödsinn. So hätten sie es gern, Dichtern, die gesellschaftliche Zustände kritisieren, den Mund verbieten. Auch Platon hat nicht immer nur Gescheites von sich gegeben, nur das, was ihm und seinem Umkreis nützte. Aber es ist ja die Neue Züricher, nicht mein Blatt.

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RE: Ariadne gibt es nicht

#3 von kama tanha , 11.02.2017 15:54

Ich finde den Artikel schon interessant. Ich kenne den Schreibstau. Ich kenne auch dieses fragile Glück beim Schreiben, die manische Obsession die sonst nichts duldet. Ich erinnere mich an Schreibräusche, manchmal empfand ich dabei Geschriebenes beinahe als genial. Nüchtern betrachtet blieb dann aber oft wenig übrig von meiner Selbstbegeisterung.


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RE: Ariadne gibt es nicht

#4 von Sirius , 11.02.2017 20:14

Ja, natürlich frage ich auch dich, Angelika. Ich denke, die Musen sind genauseo real wie Atlantis. Ich kann auch ohne Muse schreiben, auch ohne Ideen, einfach nur aus Routine, es sieht dann allerdings auch so aus..
Und stimmt, alle großen Dichter und Schrifsteller haben auch viel Mist geschrieben und schreiben es immer noch.
Und mancher wartet tatsächlich auf den ersten Satz eine Ewigkeit.
Ich mag generell Artikel, die ein wenig provokant sind und zum Ärgern einladen und vor allem zum Hinterfragen. Schön, dass du hinterfragt hast.

Und kama, es ging uns allen wohl schon so, dass direkt, nachdem die Worte raus waren, ein Anflug von Genialität in uns auf stieg – und später dann wieder die Bescheidenheit, die Selbstkritik, die Oberhand gewann.
Zur Begeisterung jedenfalls gibt es bei deinen Werken oft Anlass.

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