Der Moderatorin war es endlich gelungen, den berühmten Sologitarristen in ihre Show einzuladen. Dieser erschien auch tatsächlich, was bei seinen Konzerten nicht immer möglich war. Bei der Wahl zwischen Sex and Drugs and Rock'n'Roll on Stage, bevorzugte er häufig die ersteren zwei und legte sich in der demolierten Hotelsuite lieber Beethovens sämtliche Sinfonien (Die von Karajan dirigierten) dazu auf.
Drei Sattelschlepper Equipment waren schon am Vortag aufgebaut worden, die Band wird aus dem traditionellen Koma geholt und lümmelt herum.
„Herr Septime Atonal, wir freuen uns über ihren Besuch und …“
„Jäh.“
„Sie wollen uns heute mit einem revolutionären Paradigmenwechsel in der Rockmusik bekannt machen?“
„Jäh.“ Der Künstler schnippt mit den Fingern und ein Roadie reicht ihm das Instrument.“
„A … aber das ist ja ein Triangel.“
„Jäh.“
Der Roadmanager mischt sich ein: „Aber ein elektrisches. Jungs, macht hin!“
Die Bandmitglieder (Stealdrum und Pauke, Rhythmusbalalaika und Kirchenorgel) entfalten sich in komplexen Bewegungsabfolgen, schlurfen zu den Instrumenten und stopfen sich unterwegs Watte in die Ohren.
Ein armdickes Kabel wird am E-Triangel angeschlossen, Faser, Verzerrer, Overdrive, Loop und Wah-Wah bis zum Anschlag hochgedreht. Die Bänd legt eine Reggaeversion von 'Whiter Shade Of Pale' vor. Atonal kommt fast in die Vertikale, stellt ein Bein vor, (Gestatten? Der Name lautet Bein. Haha. Kleiner dummer Witz für alle, die dumme Witze hassen) hält das Instrument locker an der Hüfte, hebt einen Arm bis über den Kopf, - nimmt eine Pose ein, um die ihn Pete Townshend hingebungsvoll beneidet hätte, und schlägt an.
Ein Sound bricht los, der die Moderatorin fast aus dem Höschen schubst. 20 mitgebrachte Groupies fallen aufgeregt in dekorative Ohnmacht, die ebenfalls mitgebrachten Notärzte kümmern sich genau so liebevoll um jene, wie die bereitgestellte Feuerwehr um brennende Verstärkeranlagen. Nachdem sich der dicke Qualm verzogen hat, sieht man Atonal entspannt wieder auf dem roten Sofa, vor sich eine Magnumflasche Bier und wie er seinem Dealer einen Wink gibt. Schnitt! Schwenk auf das Publikum, welches offenbar eine Offenbarung erfuhr: Wie es sich anfühlt, wenn Ohrenschmalz verdampft. Gar viele Augen stehen zentimeterweit hervor. Etliche Kiefer haben Mühe, sich wieder zu schließen.
Moderatorin: „Ich verstehe ihre Musik als Protest gegen den Mainstream, das Verlassen eingetretener musikalischen Pfade, als Aufbruch in eine Zukunft der Kakofonie aller möglichen Töne, aber glauben sie wirklich, das Triangel könne die Gitarre als Leadinstrument ersetzen?“
„Jäh.“
„Nun gut. Das Publikum möchte etwas über ihr Privatleben erfahren. Sind sie verheiratet, geschieden, verwitwet, schwul, bi, oder haben sie sonst irgend eine kleine Extravaganz?“
„Jäh.“
„Haben sie Kinder?“
„Jäh.“
„Wie viele?“
„Keine Ahnung. Jäh.“
„Haben sie irgend einen guten Rat an alle, die eine Musikerkarriere anstreben?“
„Jäh. Wenn es grün ist, rauch' es. Wenn es weiß ist schnupf' es. Wenn es sich bewegt, fick' es. Jäh!“
Der Roadmanager macht im Hintergrund eine Handbewegung und Atonal steht auf: „Zeit für die Sauerstoffdusche. Jäh!“
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Dann habe ich mir überlegt: Elektrisches Triangel. Entweder fünf Leute mit jeweils drei gut gestimmten Instrumentenschenkeln, macht 15 mögliche Töne. Doof, auch mit Verstärker. Oder jemand entwickelt ein tatsächlich funktionierendes E-Triangel. Die Schenkel müssten je nach Anschlagstelle unterschiedliche Töne von sich geben, das geht bestimmt. Bei einer Gitarrenseite geht es ja auch, wenn man den Teil abdämpft, der nicht mitschwingen soll. Des weiteren müsste man mit dem Stab die Töne ziehen können, zwei Schenkel gleichzeitig damit zur Tonabgabe überreden – den dritten Schenkel kann man mit dem Daumen und Zeigefinger kneifen, so als Bass.
Kann mir wer mal so ein Teil bauen?
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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