Die Angler, Frau Mertens und der Schleusenwärter
Auch der Herbst zieht Menschen zum Fluss. Auch Menschen, die glauben, den nächsten Sommer nicht zu erleben, nicht erleben zu wollen.
Angler sind auch da. Die sind immer da. Die kommen nicht. Die gehen nicht. Die sitzen ohne Jahreszeiten die Ufer voll. Wer an’s Wasser will, muss zwischen ihnen hindurch und vorbei an Anglers Blume, der gerafften Plastentüte mit Bierdose in der Mitte – dem Beifuß der Freizeitfischerei.
Der Fluss ist voller Fische, voller Welse, Waller, Schaidfische – noch viel mehr Namen hat dieser feindlose Gründling. In den Fluss gesetzt von Anglern. Erfolg darf kein Zufall sein.
Ohne Gegenwehr konnten die Waller sich vermehren. Die Hechte zogen sich zurück, die Zander ebenso, die grad heimgekehrten Forellen verstecken sich im Trüben, im Frühjahr wird die Entenmutter ihre Jungen zählen: 8-7-6-5-4-3-2-1-Aus!
Angler interessieren sich nicht für Flüsse, nicht einmal für Fische, wohl aber für Fotos. Fotos mit ihnen und dem Waller auf ihrem Arm. Über zwei Meter lang kann dieses Wasservieh werden.
Frau Mertens fehlt der Mut, zwischen den Sehnen, Posen und Dosen hindurchzuwaten. Wortlos durch den vorgelagerten Garten des Schleusenwärters zu gehen, bedeutet viel weniger. Herr Moos in seinem späten Weißkohl sieht und hört nicht, wie Frau Mertens durch seinen Garten geht und über die kleine stählerne Schleusenbrücke auf die Insel gelangt. Über den Augen der Angler, zwischen den Ufern, geht Frau Mertens zur Inselspitze und darüber hinaus. So leicht ist das. Wenn das Wasser kalt genug ist, wird sie in zwei Minuten alles vergessen haben.
Ahnt Herr Moos, der Schleusenwärter, was ihn samt Hacke bremsen lässt? Er horcht. Und sieht. Und hastet. Unter seinem Gewicht ist die Schleusenbrücke bereit, Laut zu geben, Alarm zu schlagen. „Plonk! Plänk! Plonk!” An der Inselspitze schlägt er die Hacke in den Boden, gleitet ins Wasser, eine Hand an diesem Anker, die andere weit im Wasser. Er grabscht in den Strudel und zieht, was er fassen kann.„Frau Mertens!“ Er legt seinen Fang ans Ufer und hastet zurück „Plonk! Plänk! Plonk!” zum Schleusenwärterhäuschen.
„Plonk! Plänk! Plonk!” Beladen mit Tüchern glotzt Herr Mertens auf die Stelle, auf die er Frau Mertens eben gezerrt hatte. „Frau Mertens!“
„Habt ihr Mertens Inge gesehen?“, ruft er zum anderen Ufer. „Die ist wieder rein“, rufen die Angler zurück.
Wie ein Fisch in letzten Nerven hatte sich Frau Mertens seitwärts in den Fluss zurückgewunden und kommt nun nicht fort vom kreiselnden Uferwasser. Herr Moos fängt sie abermals und trägt sie - „Plonk! Plänk! Plonk!” – ins sichere Schleusenwärterhäuschen.
Bald schon kommt die Feuerwehr mit Licht und Horn und vielen Uniformen. Ein Boot wird ins Wasser geworfen. Die Angler schreien und gestikulieren.
Gestern fuhr Frau Mertens mit dem Rad über die Mühlenbrücke. Sie lächelte.
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Ich bin gerade am Schreibtisch aufgestanden und habe, mein Glas in die Höhe haltend, laut Dankeschön! in den Raum gerufen. Alles ist da .. Geruch, Farbe, Temperatur..
..und eine wahnsinnig tolle Stimmung.
Nimms hin. Isso.
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Herrlich beschrieben, diese Ignoranz der Angler.
Solche Angler sitzen auch in der U oder S-Bahn und starren in ihre Zeitung, wenn ein paar Hirnlose herumstänkern.
Oder sie steigen über Menschen, die "vermutlich" hoffnungslos betrunken am Boden liegen anstatt mal versuchen
zu helfen.
Zurück zu deiner kleinen Geschichte - sie gefällt mir.
Einleitung, Geschehen und ein gelungener Schluss - schön zu lesen.
Richard hat genau die richtigen Worte gefunden.
Ich wünsche dir einen schönen Tag, hilfsmueller und freue mich auf mehr.
Liebe Grüße
Jonny
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Aus satirischer Sicht bin ich sehr begeistert, wobei ich als Angler anmerken muss, dass man einfach die Ruhe weghaben muss, und es wenig hilfreich ist, wenn einem jemand die Fische verscheuchen will, nur um umständlich Beachtung finden zu wollen.
Man ist dankbar, wenn jemand aus Rücksicht leise um "Hilfe" schreit und diskret im Wasser versinkt. Die Fische!
Und außerdem...Moment, ich glaube, es beißt einer!
Also wie ich schon sagte: Satirisch erlesen!
Muss jetzt.
Sirius
Reset the World!
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Es ist immer noch meine erste und einzige Kurzgeschichte.
Danke, dass ihr so großartig hingenommen habt, obgleich immer noch Fehler darinnen sind.
Ich hab sie aber nur gerafft aufgeschrieben; sie ist so passiert.
lg hm
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Deine erste Kurzgeschichte, hilfsmueller? Dann hoffe ich, dass du mit ihr den Grundstock zu einer kleinen Sammlung legst. Gerne läse ich weitere.
Liebe Grüße
scrabblix
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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