Algorithmen machen kurzen Prozess
Wird ein Angeklagter rückfällig? Das lassen sich immer mehr US-Gerichte vom Computer prognostizieren. Mit einem fairen Prozess hat das nicht mehr viel zu tun.
Es klingt wie der kafkaeske Plot eines Sciencefiction-Streifens: Im Februar 2013 gerät der Amerikaner Eric Loomis mit seinem Auto in eine Polizeikontrolle. Das Fahrzeug war von den Polizeibehörden registriert worden, weil jemand daraus Schüsse abgegeben hatte. Loomis, ein vorbestrafter Sexualstraftäter, flüchtet aus Angst vor Repressalien vor der Polizeistreife und wird bei der Verfolgung verhaftet. Der Verdächtige bestritt jede Beteiligung an der Schießerei und gab bei der Vernehmung an, er habe das Fahrzeug erst nach dem Vorfall gefahren. Ein Gericht in La Crosse County im US-Bundesstaat Wisconsin nahm ihm diese Erklärung nicht ab und verurteilte ihn wegen Fahrerflucht und Fahrens ohne Fahrerlaubnis zu einer Haftstrafe von sechs Jahren. Das Bemerkenswerte an diesem Urteil war, dass es nicht allein auf Grund der Straftat erging, sondern auf Grund eines algorithmisch erzeugten "Risikoscores".
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