Bis man anfängt zu schreiben
Silke Scheuermann denkt über Zebras, Zwielicht und Literatur nach.
Von einem noblen Scheitern berichtete Silke Scheuermann zum Beginn des Endes ihrer Frankfurter Poetikvorlesung. Denn ihren Versuch, aus einer Tierperspektive zu erzählen, habe sie einstellen müssen. Als Vorbilder nannte sie: Richard Adams’ „Unten am Fluss“ (1972) und John A. Bakers „Der Wanderfalke“ (1967), eher düstere Annäherungen an unniedliche Tierwelten, die Scheuermann auch sprachlich beeindruckten – das dezent auftretende Kaninchisch bei Adams, die immer befremdlichere, sich vom Boden der vertrauten Dinge quasi abhebende Wortwahl bei Baker. Es sei ihr, betonte Scheuermann, nicht darum gegangen, den Menschen als Tier zu zeigen oder dem Menschen durch den Blick eines Tieres etwas über sich zu erzählen. Vom Menschen weg habe sie gewollt. Es ging nicht.
Als Problem nannte sie: Alles was sie versucht habe, sei entweder unverständlich oder albern oder beides gewesen. Erstaunt habe sie: So viel wisse man heute über die Tierwelt – wie das Hirn eines Dachses auf den Geruch einer Nacktschnecke reagiere –, so viele Details, so viele Zusammenhänge, und doch sei es praktisch unmöglich, die menschliche Perspektive zu verlassen. Hier sprach sie also ein überwältigendes Problem an, nämlich die Frage, wie – und wann – sich neue wissenschaftliche Erkenntnisse in Literatur bringen lassen. Und ob (s. Baker und Adams) neue Erkenntnisse der Literatur überhaupt immer behilflich sein, sie voranbringen können.
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http://www.fr.de/kultur/literatur/frankf...eiben-a-1443277
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