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RE: Colva Beach

#1 von Karl Ludwig , 16.02.2018 08:57

Wo Geckos unterm Strohdach laufen,
wo es Fenni gibt statt Gin.
Wo es Mangos gibt zu kaufen,
bin ich trunken ohne Saufen,
weil ich nicht in Deutschland bin.

Sand im Essen (Haifischsteak),
Longi an (aus buntem Tuch),
heilig Kuhkack auf dem Weg.
Deutschland? Ist doch eh zu spät!
Atme durch, hab' fast genug.

Denke nicht an Kastenwesen,
Mitgiftmorde. Kaschmirland.
Will von Germoney genesen.
Habe Hesse bei zum Lesen
und Gitarre in der Hand.

Mädchen? Bitte nur die Netten.
Schlank und fröhlich. Knappes Top.
Sari um und und ich möcht wetten,
manche da von denen hätten,
auch nichts gegen Hoppel-hop …

Glück ist wohl nur manchmal möglich,
wenn man nicht an Unglück denkt.
Schlau gesagt. Mein Blut ist rötlich,
Trallala, das Leben tödlich,
Nur gelieh'n und kein Geschenk.

Tja. Dann hab' ich in der Nacht,
als es grad am schönsten war,
wirklich großen Mist gemacht:
Ich bin einfach aufgewacht!
Alles Lüge. War doch klar.


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RE: Colva Beach

#2 von Jonny , 16.02.2018 12:25

Ein ganz tolles Karlewerk - ein Lesezeichen für mich!
Deine Verse haben mich mit an den Indischen Colva Beach genommen.
"Wo Geckos unterm Strohdach laufen"
So eine Zeile hält mich sofort fest. Und sofort höre ich ihr abgehacktes Geschnatter.
Leider war dein Traum zu früh beendet - ich hätte gerne noch etwas von den Schwarzhaarigen Mädchen
im schwarzem Top gelesen...
Haha - und Hoppel - hop passt gut auf Top!


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RE: Colva Beach

#3 von Karl Ludwig , 16.02.2018 12:37

Inzwischen wird Colva Beach wohl seinen Charme verloren haben. Warst Du Neujahr mal in Anjuna? Wow! Und Strandkrabbe spielen. Indian Bullit unterm Arsch und hinten ein knappes Top mit Mädchen drin auf dem Sozius. (Kannst Du dich bitte woandes festhalten? Wir sind gleich da)

Schöne Zeit gewesen. Mir war sie so selbstverständlich. Ich wusste mein Glück gar nicht richtig zu schätzen, - es war so verdammt normal. (Wobei die nachträglich übermäßige Verklärung selbstverständlich mit dazu gehört)


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RE: Colva Beach

#4 von Jonny , 16.02.2018 13:00

Ja, da hast du wohl Recht, der Charme von Colva Beach ist inzwischen wohl dem Massentourismus zum Opfer gefallen.
So wie überall, wo man vor zwanzig - fünfundzwanzig Jahren noch Robinsongedanken bekommen hat...
Nein, in Anjuna war ich noch nicht.
Tja und Glück weiß man oft erst im Nachhinein zu schätzen. Leider...

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RE: Colva Beach

#5 von Karl Ludwig , 16.02.2018 16:57

In Margau, Goa, Indien gab es eine Apotheke. 1974 oder so, musste ich im Rahmen eines Initiationsritual, nur mit örtlichen Verkehrsmittel, über Land und immer dritte Klasse unbedingt nach Asien. Das bedeutet Trampen bis Istanbul, Bus bis Erzurum, Bus bis Teheran, Bummelzug nach Karachi und dann hatte ich die Schnauze voll und flog mit Bangladesch Airline nach Bombay, das konnte man durchaus als dritte Klasse gelten lassen. Bus bis Panjim, Enfield mieten, ab nach Margau zum international berühmten Geheimtipp: Die Paradies Pharmacia.

Ich quetsche mich an überbordenden Regalen voller Kosmetika vorbei. Da sitzt sie, wie eine dicke schwarze Witwe, natürlich an der Kasse. Die Schwester vom Polizeipräsidenten mustert mich aus schläfrigen Augen in einem Pfannekuchengesicht und setzt mich wohl auf ihre Speisekarte.

„Du you have Painkiller?“

Wortlos deutet sie auf ein Standgefäß mit einzeln verpackten Aspirintabletten.

„Do you have strong Painkiller?“

Eine schwache Kopfbewegung und schon geleitet mich eine Angestellte in das Hinterzimmer. Der Traum von jedem Junkie wird wahr. Standgefäße: Eroin. Mofin, Afyon, Mogadon, Kokin, saubere Spritzen, Löffel, Feuerzeug, steriles Wasser. Unglaublich billig! Ich entscheide mich ad hoc für das Morphium.

Dann ließ ich mir für ca. 10,00 DM von Fischern eine stabile Hütte aus Palmzeugs basteln und die Jungs waren wirklich verdammt schnell. Nach drei Stunden stand das Ding. Später lungerten die Kinder immer in Rufweite, falls ich irgend etwas benötigen sollte. Lebensmittel. Wasser. Kocher. Töpfe. Ich ließ mich gerne etwas übervorteilen. Dieses imperiale Gefühl war mir mehr wert als irgendwelche Pfennigbeträge. Schließlich war ich König für fast umsonst. Alles bezahlt vom alten Fritz. Von dem hatte ich nämlich ein von Vaddern geerbtes Bildgemälde, vermutlich von einem Schüler Menzels gemalt, für ein Heidengeld verkauft. Außerdem gedachte ich die Reiseschecks als geklaut zu melden und die Reisegepäckversicherung zu bescheißen. Hat sogar geklappt.

Jetzt frömmelt mal nicht herum, - schließlich habe ich keine armen Inder bestohlen und außerdem war es für einen guten Zweck.

Ich zog weiter. Den Strand entlang, über drei Hochplateaus in mein privates Paradies. 50 Meter Strand, von Felsen eingefasst, ein Bächlein, welches in einem kleinen Süßwassersee im Sand endet, Muscheln, Krebse, Kokospalmen …

Doch dann biss ich in das Fruchtfleisch einer Cashewnuss und verätzte mir den ganzen Mund. Der Arzt im Kaff lachte mich aus und fragte dann, wie alt ich denn wäre. 14 Tage lang fühlte ich mich wie Leuchtfeuer in der Kehle.

Impressionen aus der Zeit, als die Zukunft ein einziges Versprechen war – leider stellte es sich als echtes Versprechen, nämlich als Versprecher heraus.

Manchmal kam ich an einem Zelt vorbei, in dem ein deutsches Pärchen ihre Beziehungskonflikte auslebte: „Aber ich will mich doch ändern.“ jammerte der Typ, währen sie ihm alles mögliche vorwarf, angefangen mit seiner Existenz.

Sie orientierte sich neu – an mir. Skrupellos biss ich ihre Interimsnulpe weg. Mögen die Weiber auch alle in den Himmel kommen und wir Männer in die Hölle, hier auf Erden jedenfalls haben die Frauen nicht die Definitionshoheit über das, was uns wichtig zu sein hat.

Ich treffe einen Gitarrenspieler mit umgehängtem Verstärker. Der wandert durch die Dünen und spielt wirklich sauguat. Jemand behauptet, das sei David Gilmour. Mensch, der von Pink Floyd. Auch das mag so sein.

Im Restaurant spricht mich eine in Orange bekleidete Figur an und erzählt mir was von einem Ashram, um das Herz des Seins zu erfahren – oder halt irgend so was. Ich höre interessiert zu und beschließe spontan, immer einen großen Bogen um Poona zu machen. Ich hatte meinen Krischnamurti gelesen: Zur Wahrheit führt kein Weg. Nur tote Dinge haben einen Weg. Die Wahrheit aber ist lebendig.

Ein deutscher Rettungsschwimmer holt zwei Kinder und einen Mann aus einer gefährlichen Unterströmung. Wiederbelebung wird aber von den Gaffern verhindert. Vermutlich dürfen nur Paria mit Halb- oder Ganztoten hantieren.

Und natürlich endetet meine erste Indienreise mit der damals so bezeichneten Hippiehepatitis im Krankenhaus.

Schade, dass solche Reisen inzwischen nicht mehr möglich sind.


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Karl Ludwig  
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