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RE: Meine letzte Indienreise

#1 von Karl Ludwig , 10.12.2016 09:16

Leider finde ich meinen alten Pass nicht mehr, also muss ich schätzen. 1991? Egal. Meine (zweite) Ehe war im Eimer, ich opferte sie wohl meinem beruflichen Erfolg, oder es passierte ein bislang ungenügend erforschtes Phänomen: Schnauze voll!

Ich griff mir eine Gitarre, - ich war doch am glücklichsten gewesen, wenn ich stundenlang am Strand gespielt hatte, so behauptete jedenfalls meine Erinnerung.

Das Übliche, aber inzwischen brauchte man ein Visum, also änderte diskret ein Hunni seine Zugehörigkeit und mein Ausweis bekam einen: 'Permit to stay for three days' Stempel. Ich flog gleich weiter nach Goa, und der Hotelbesitzer ging zu einem Bekannten in einer Behörde und nach Inhaberwechsel von weiteren 150,00 DM hatte ich meine Drei-Monate-Aufenthaltserlaubnis.

Weiter zum Colva-Beach, erst in ein Hotel, dann in eine Privatwohnung. Und nun ging ich den Strand entlang, auf der Suche nach einer menschenfernen Stelle. Ich musste verdammt weit laufen. Ich spielte den Sonnenuntergang an – es machte überhaupt keinen Spaß. Es ließ sich nicht rekonstruieren. Selbst Buddha-Sticks, von der Vermieterin auf einem Mahlstein zerrieben und unter Lassi (Joghurtgetränk) gemischt nutzten etwas.

Was allerdings nutzte war der Hartstoff, den es in einer speziellen Apotheke zu Pfennigbeträgen in reinster Form gab. Ich spielte ernsthaft mit dem Gedanken, mich mit Valium und Opiaten voll zu knallen, eine Flasche Feni auf Ex zu saufen und so weit in den Sonnenuntergang zu schwimmen, wie ich es schaffe.

Morgen, ja! Morgen werde ich mir alle Zutaten besorgen. Heute bin ich glücklich, mir doch Wumpe ob und wie künstlich hervorgerufen.

Vollgedröhnt schlief ich beruhigt ein. Das war doch der Notausgang! Was soll ich hier noch? Alle Träume waren doch gelogen und selbst das war eine Lüge.

Als ich aufduselte, war mein rechter Arm eingeschlafen. So was passiert nun mal, wenn jemand zu lange enorm knallepeng bewegungslos etwas verdreht liegend einen Nerv quetscht. Das kribbelt halt eine Weile und legt sich dann.

Nee! Legte sich nicht. Es hielt den ganzen Tag vor. Und es wurde schlimmer. Der ganze Arm wachte nicht mehr auf. Ich konnte noch nicht einmal mehr mit meinem Namen unterschreiben, als ich einen Reisescheck einlösen wollte.

Nach 14 Tagen flog ich zurück. Ich realisierte eine Branchenlösung, programmieren konnte ich ja mit Links. Die Lähmung hielt noch Monate an.

Was kann ein Typ wie ich schon machen, außer weitermachen? Inzwischen, ich schwöre bei diesem Text und allen Fehlern, die ich je vollbrachte, bin ich fast bei jedem weiteren Atemzug dankbar und mein Leben ist ausgefüllt, ich liebe und werde geliebt – wie schön, dass es Karl-Ludwig gibt.

Habe ich vielleicht einen speziellen Schutzengel, der manchmal zu etwas fragwürdigen Methoden greift, wenn ich völlig abzudrehen drohe? Ist mein Unterbewusstsein ein Feigling? Ist es Schicksal, steht es irgendwo geschrieben? Zufall?

Egal, wohin du gehst, du schleppst immer dich selber dabei mit.


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RE: Meine letzte Indienreise

#2 von Frollein a. , 10.12.2016 16:54

Wohl wahr! Aber unter Palmen an einem menschenleeren Strand und glasklarem Wasser kann ich mich schlicht ein bisschen besser ertragen....

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RE: Meine letzte Indienreise

#3 von Jonny , 10.12.2016 18:54

Eine gute, ehrliche Geschichte.
Ja, die unbürokratische Visabeschaffung habe ich auch schon erfolgreich in Anspruch genommen.
Aber das ist inzwischen Vergangenheit, in Thailand geht es nicht mehr so einfach.
Im Münchener Konsulat hab ich früher immer ein drei Monatsvisum bekommen.
Obwohl ich die Voraussetzungen dafür gar nicht erfüllte.
Aber es wurde immer akzeptiert.
Dann genügte die Aus - und Einreise, um das Visa zu verlängern.
Danach konnte man bei der Immigration verlängern und wieder aus und einreisen.
Irgendwann war natürlich Schluss damit, aber irgendwann war ja auch das liebe Geld durchgebracht.
Hast mich wieder in Erinnerungen schwelgen lassen, Karl-Ludwig...

Und Ann, du hast dem noch richtig einen draufgegeben!
Palmen, menschenleerer Strand, glasklares Wasser...
Aber irgendwie ist es nie wieder so, wie beim ersten Mal.
Hach ja...

 
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RE: Meine letzte Indienreise

#4 von Richard , 10.12.2016 19:24

Du wirst mir immer sympathischer, klsa!!

 
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RE: Meine letzte Indienreise

#5 von Jonny , 10.12.2016 19:28

Haha!
Gerade hab ich gelesen, dass man selbst ohne Papiere oder sonstige Reisedokumente die Malaysisch - thailändische
Grenze überqueren kann. Dazu bietet ein "verdeckter" Motorrad - Taxi Service seine Dienste an.
Wenn man diesen Dienst in Anspruch nimmt, muss man sich also keine Sorgen über Formalitäten oder einer Kontrolle
am Grenzübergang machen. Ein Reporter der New Straits Times hat es erfolgreich getestet.
Kostenpreis 350 Malaysische Ringgit, entspricht etwa 2800 Baht, also rund 75.- Euro.
Nur wie kommt man dann aus Thailand wieder heraus?

Quelle thailandtip.info

 
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RE: Meine letzte Indienreise

#6 von Karl Ludwig , 11.12.2016 06:21

Den Aus- und Einreisetrick kenne ich aus meiner Zeit als Produzent von (ausgerechnet) griechischen Restaurant Inneneinrichtungen für einen irischen Kollega. Die Transporte wurden neutralisiert, soll bedeuten, sie wurden in Deutschland von Kühne und Nagel auf einen anderen 20 Meterzug mit englischem Nummernzeichen umgeladen und kamen angeblich aus Sheffield. Leider klappte es nicht länger als ca. zwei Jahre. Klar, die Produktionskosten lagen bei 20 %, dafür dauerte alles aber auch fünf mal so lange und der irische Kollega trank lieber Bier und fühlte sich toll, anstatt Kundenakquise zu betreiben. Dennoch, eine sehr interessante Erfahrung.

Zwei mal hatte ich den Behördengang auf mich genommen, ein logistischer Albtraum, also fuhr ich später alle drei Monate auf eine kleine griechische Insel direkt vor Izmir, fraß ein halbes Schwein und fuhr zurück. Das konnte der gleiche Tag sein, Hauptsache war der Aus- und Einreisestempel im Pass.

Was bin ich froh, einer (ersten?) Generation anzugehören, die keine existenziellen Sorgen kennenlernte, obwohl sich ja immer einen Grund zu meckern finden lässt, - das ist bei einigen Leuten einfache Veranlagung. Ich glaube auch nicht, dass sich eine ähnliche Freiheit in Frieden noch mal ergeben wird. Über Land und dritte Klasse mit örtlichen Verkehrsmitteln nach Afghanistan? Unmöglich. Und in der Türkei wird es allmählich auch unangenehm.


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