Auf den schon braunen Weiden stehen die Pferde regungslos im Wind.
Erster Frost legt sich aufs Wasser, und Raureif zuckert die Felder. Der Januar
zeigt sich in schmutzigen Farben, aber wenn die Sonne noch früh die Schatten
zwischen die Bäume drängt, dann ist sie da, die Stille, die sich so tief in die Seele
legt.
Von allen Wegen gehe ich diesen am liebsten. Die Welt ist ganz woanders, und sie
schreit mich nicht an, tue dies, mach dass, pass auf, sei still.
In der Stille ist man versucht an Gott zu glauben, kein Alltag mehr im Kopf, sie
umarmt mich, alles schweigt.
Eine einsame Bank blättert ihr Leben ab, und spröde Äste ragen wie Wegweiser auf
den Weg. Krähen hocken in Scharen auf Zaunpfählen und zeigen sich unbeeindruckt
von mir.
Sie werden immer da sein, ich nicht.
Das leichte Frösteln am Körper ist so wirklich, realer als eine Tastatur, die sich nach außen
schreibt, die nur Buchstaben verschickt, nur Zeilen, aber nichts aus mir.
Die Birkenallee wirkt jetzt spröde und traurig, manche Bäume ducken sich wie Trauerweiden,
mahnen, dass Zeit etwas ist, dass nie bleibt. Hier draußen geht kaum ein Mensch, weil das
Alleinsein so wirklich wird, weil man dieses Erdrücken ertragen können muss, aber auch
diese Illusion von Freiheit spürt.
Ich gehe gern hier lang, fernab vom Metaphern-Rummelplatz, abseits der gepflegten
Eitelkeiten. Hier löst sich aller Lärm in Klagelieder auf, nur im Wind hörbar. Hier vergehen
die Worte nicht so einfach, sie bleiben hier, weil sie andauern, und sie keiner fortträgt zur
unerbittlichen Analyse. Auch Liebe muss dauern, sagt Rilke, nicht die Liebe vergeht, sondern
man selbst.
Im Wind schwimmen die Gräser, der Schilf aber neigt sich nur behutsam, zerbricht im Sturm
nicht in seiner Sanftheit, wiegt eine unerwiderte Zärtlichkeit. Nur wer mal stehen bleibt und
aufhorcht bemerkt das. Hier finden die täglichen Schreie um Beachtung keine Resonanz,
niemand fragt, wer du bist, du wirst einfach angenommen.
Die Wege nehmen jeden auf, egal, ob du gestern noch Gaukler warst und heute der Schweigsame,
egal, ob du nichts weißt oder glaubst, alles zu wissen. Die Natur muss man sehen wie die
Menschen, nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen.
Reset the World!
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Mit deinem LI möchte ich gerne mal spazieren gehen und mich meilenweit ausschweigen.
Zauberhaftes Abtauchkino, Sirius.
Lieben, vom Schneeschieben erschöpften Gruß
Letreo
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Das ist wunderschön, Sirius! So gerne lese ich es gleich nochmal!
"... der Schilf aber neigt sich nur behutsam, zerbricht im Sturm
nicht in seiner Sanftheit, wiegt eine unerwiderte Zärtlichkeit."
Das sind für mich die schönsten Zeilen daraus.
Sie erinnern mich an einen Spruch, den ich lange Zeit an meinem Arbeitsplatz hatte:
"Sei wie der Bambus – beuge und biege dich anmutig , wie der Wind es will, und du wirst niemals brechen …"
Die Formulierung "..wiegt eine unerwiderte Zärtlichkeit" lässt mich sehnsuchtsvoll seufzen.
Danke für diesen großen Text!
"Leg dein ganzes Sein in dein geringstes Tun" (Pessoa)
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Ich danke euch beiden von Herzen, dass ihr mitgekommen seid, ein wenig Stille tanken, ein wenig Verstehen wollen in der Schweigsamkeit, die keinesfalls immer bedrückend sein muss.
Es ist wunderschön, wenn zwei Menschen miteinander schweigen können, so wie sie auch miteinander reden.
So wie wir über die Natur staunen können, an ihrer Vielfalt, so sollten wir auch über die zahlreichen Facetten staunen, die ein Mensch haben kann und die Neugier behalten, sie alle finden zu wollen.
Herzlichen Dank liebe Letreo und liebe kama!
Sirius
Reset the World!
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Du beschreibst so wunderschön, in der dir eigen Art, einen Moment, den es zu fühlen und festzuhalten gilt, Sirius, da stehe ich beim Lesen neben dir und staune mit.
Staunenden Gruß
scrab
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Dankeschön, scrabblix. Lass uns froh sein, dass wir noch ein paar unscheinbare Dinge wichtig nehmen, uns reduzieren können auf etwas demütiges, weil wir etwas achten und respektieren, anstatt es zu beschreien.
Deshalb liebe ich den Winter, weil er meine Seele heilt, weil er Stille verschenkt und weil es einfach toll ist, durchgefroren ins Warme zu kommen, der Schnee vor dem Fenster und ein Flüstern in die flackernde Kerze.
Ich danke dir, dass du an diesem Moment teilhast.
Sirius
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Zitat
Ich gehe gern hier lang, fernab vom Metaphern-Rummelplatz, abseits der gepflegten
Eitelkeiten. Hier löst sich aller Lärm in Klagelieder auf, nur im Wind hörbar. Hier vergehen
die Worte nicht so einfach, sie bleiben hier, weil sie andauern, und sie keiner fortträgt zur
unerbittlichen Analyse.
Das mag ich besonders an deinem Text. Warum? Weil ich das kenne und sehr mag.
Und was scrab sagt, ja, man steht direkt neben dir, Sirius.
Lieben Nachtgruß
Letreo
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Hab Dank, liebe Letreo. Ich freue, dass du den Text nachvollziehen und vor allem nachempfinden kannst.
Sirius
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Hallo Sirius,
ich könnte dir jetzt eine PN schreiben, oder aber dich einfach anrufen, oder,oder,oder...egal, das möchte ich aber gar nicht. Auch wenn es vielleicht hier nicht unbedingt hingehört, möchte ich es genau hier loswerden. Weißt Du, so eine Geschichte wie diese zu lesen (und das ist nur ein Beispiel, für das, was ich sagen möchte), das ist unter anderem mit ein Grund, weshalb ich in einem Lyrikforum bin. Einfach lesen, abschalten und genießen. Für mich ist das Schreiben Freizeit, ein seelischer Ausgleich. Ich habe gerade wieder bei Poetry gelesen, da kriege ich Magenschmerzen. Ich verstehe auch nicht, weshalb ich nicht endlich gelöscht werde. Ich habe dort nichts mehr verloren.
Das war's eigentlich schon.
Lieben, geknickten Abendgruß
Letreo
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Ich verstehe, was du sagen möchtest, liebe Letreo. Und ich freue mich sehr, dass du hier liest und schreibst, auch wenn noch nicht alles so ist, wie es sein soll, aber wenn wir hier einen kleinen Ort schaffen können, an dem man sich trifft, abseits der Lärmkolonien, die es ja auch in diesem Forum gibt, dann ist doch schon viel gewonnen.
Ich danke dir herzlich!
Sirius
Reset the World!
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