Lose Gedanken
Ich schreibe für die Schafe, liege hilflos in der Sonne, aber ich bin der Wolf.
Ich schreibe mir den Wind in den Haaren und kämme ihn mir wieder aus. Ich summe Lieder auf welke Blätter, die wieder zu blühen beginnen, während mich eine nutzlose Wohligkeit ergreift.
Stumm bin ich geworden seit der Dunkelheit im Kopf, aber in meinen Zeilen brennt noch Licht.
Da ist es finster, wo mir die Atemluft fehlt, wo ich das Stickige schlucke, da ist meine Dunkelheit, wo es am Hellsten ist.
Manchmal kann ich den Punkt sehen, den ich irgendwann nicht mehr schaffen werde. Er kommt näher und näher, die Prosa verschwindet dabei. Dann schüttele ich den Kopf und er ist weg.
Man kann länger schreiben, als man gehen kann, aber das redet man sich nur ein.
Verzweifelte Worte klammern sich an einen, das Herz geht schon barfuß, und die Finger verbrennen auf den Tasten.
Mein leerer Kopf treibt mich durch die Nacht, wie still alle Teufel schlafen können..
Ich will nur noch die empören, die mich empören.
Zeilen wie Puzzle und Mosaike fallen aus dem Kopf, der Geruch des Sommers weckt mich am Morgen mit erstarrenden Silben, ich rieche den Moder des vergangenen Tages, der verfaulten Nacht. Ich ersticke im Wortmief, den die Leute hinterlassen, überall kleben die Wörter wie Schleim, der Sabber tropft in ihre Fußspuren. Dazu die kreuzbraven seriösen Versteher mit der ansteckenden Heuchelei.
Wir Poeten schreiben über den Mond, die Sterne und den Himmel, aber der Himmel bleibt immer, wo er ist. Seit die Menschen ihr Leben in ihre Smartphones stecken, verändern sich die Farben nicht mehr. Wahrscheinlich gibt es dafür eine App. Und hinter allen steckt einer, der sitzt nur rum und zählt das Geld dieser Bekloppten, die diese Welt so klein machen.
Es wird Zeit, im Kopf das Licht auszumachen, der neue, schon x-mal gelebte Tag schreit bald aus der Sonne. Ich werde mich wieder aufraffen müssen, als gebe es was zu sehen oder zu erleben, als gäbe es was zu sagen oder gar zu leben. Vollgepumpt mit allem, was mich durch diesen Tag trägt, versucht meine Seele zu überleben, mit zitternden Innereien, respektlos, tonlos, erwartungslos.
Den Schatten meines Ekels folgen, durch die Massen hindurch, den Doofgeweihten, den Fleischbeschauern, den Kopfnickern, den Apathischen, die sich schon aufgegeben haben.
Und das nur, um zum anderen Ende meines Herzens zu gelangen, für ein paar Augenblicke Umarmung, für Frieden und Ruhe statt Tabletten, für den Anfang eines Gedichts, für das Vergessen vom Vergessen – für mich.
Warun nur? Weil du die Welt bist.
Sirius
Reset the World!
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Lieber Sirius,
deine Worte sind wie kleine Perlen, die mir sanft beim Lesen durch die Hand gleiten und ihren Schimmer in meiner Seele hinterlassen.
Stumm bin ich geworden seit der Dunkelheit im Kopf, aber in meinen Zeilen brennt noch Licht.
Da ist es finster, wo mir die Atemluft fehlt, wo ich das Stickige schlucke, da ist meine Dunkelheit, wo es am Hellsten ist. - das hat mich am Meisten berührt, weil es Hoffnung macht. Solange in den Zeilen das Licht brennt, brennt es in irgendeiner Ecke in uns.
Ich habe neulich ein Gedicht von Ute Zydek gelesen, das es trifft, was ich sagen möchte:
Ein Gedicht
Zwischen
dem Nichts
von gestern,
und dem Nichts
von heute
steht
ein Gedicht.
(Ute Zydek)
So klingt es, wenn zwischen den Zeilen das Helle hindurchscheint - für das Du und das Ich. Weil beides ist und sein darf.
Liebe Grüße und Danke!
Ännchen
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Das ist ein sehr schöner Kommentar, liebes Frollein, ich danke dir herzlich.
Auch das Gedicht ist wunderbar und ich finde, auch sehr passend.
Besonders danke ich dir für deine sensible und verstehende Wortwahl!
Sirius
Reset the World!
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Ich habe deinen Text mehrmals gelesen, Sirius. Gestern und heute.
Ann hat dazu wunderbare Gedanken hiergelassen.
Mir fällt es immer schwer auf Worte - welche so eine Tiefe haben - die richtige Antwort zu finden.
Was aus deiner Feder tropft, hat mich auf jeden Fall wieder festgehalten.
Und ich habe sehr gerne darüber nachgedacht.
Alles Gute dir
Jonny
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Es ist schön, dass du den Text gelesen hast, Jonny, und ich danke auch dir ganz herzlich dafür.
Ich habe ja eine eigene Perspektive zu den Dingen, auch zu mir. Die ist nicht immer verständlich und nachzuvollziehen, deshalb freue ich mich sehr, wenn es jemand versucht.
Auch dir alles Gute, Jonny!
Sirius
Reset the World!
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