Schlaflos
Nachts
renne über Dächer
brauche keine Realität
Von Büchern gestreichelt
hetzt der Wolf
lammfromm
durch Zeit und Wand
Schlaflos liegst du
Nacht
in den Augen
unruhig
nichts weißt du von mir
zu spät
Da bin ich
Sirius
Reset the World!
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Hmm.
"Schlaflos liegst du
Nacht
in den Augen"
..gefällt mir besonders gut!
Die Zeilen sind wie.. Schwersichwälzen im Bett und es ist ein Gedicht, das ich mehrmal gelesen habe und lesen wollte, weil es Interesse weckt, als ob es verstanden werden möchte. Das ist ein Qualitätsmerkmal!
"Leg dein ganzes Sein in dein geringstes Tun" (Pessoa)
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Hmm.
Das ist also ein Qualitätsmerkmal? Wenn die Zeilen verständnislos rüberkommen?
Wohl eher nicht, liebe kama. Ich war egoistisch, bin meinen Gedanken gefolgt, meiner Fantasie, und hab praktisch egoistisch den Leser im Stich gelassen.
Du hast dich trotzdem meinem LI angenommen, dafür danke ich dir ganz herzlich!
Sirius
Reset the World!
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Lieber Sirius,
Das ist ein interessanter Aspekt: kann ich in der Lyrik egoistisch sein oder geht es nicht vielmehr darum, die eigene innere Stimme zu finden, mit der ich meine Geschichten verdichtet erzähle? Was meint ihr anderen? Und was wäre das Gegenteil von egoistisch? Und verwechselst du nicht Egoismus mit Selbstwahrnehmung?
Ich freue mich auf eure Antworten...
Alles Liebe
det Frollein
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Das Gegenteil von egoistisch wäre, mein Geschwurbel so einzustellen, dass jeder es verstehen kann. Egoistisch heißt auch: Ich schreibe, wie ich will, und was der Leser liest, ist mir wurscht. Hauptsache, er liest. Denn eitel bin ich obendrein.
Das ganze Gegackere von Kunst und Leser-Interpretation ist eigentlich nur ein Makel des Schreibers. Wenn ich es so schreiben will, dass nur ich selbst es verstehe, dann finde ich das respektlos gegenüber dem Leser, der seine Zeit opfert für die Selbstfindung des Autors.
Trotzdem gibt es wunderschöne Gedichte (zum Beispiel von Richard und weegee), die nicht gleich verständlich scheinen und vielleicht einer Erklärung bedürfen, weil wir die Verknüpfung ihrer Sprache nicht verstehen.
Ich widerspreche mich hier aber gern, weil ich in meinem Fall gestehen muss, dass mich meine Gedanken geleitet haben, die für einen Zweiten nicht nachvollziehbar sind, während im zweiten Fall tatsächlich etwas beschrieben wird, das nur der richtigen Interpretation bedarf.
Wenn ich den Leser nicht verstehen will, kann ich auch nicht erwarten, dass er mich versteht.
Sirius
Reset the World!
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Hmmm. Da ploppt sie wieder hoch: die Diskussion um Verständlichkeit, Hermeneutik und so. Egoismus ist das nicht, jeder, der etwas schafft ist Ich-bezogen. Das liegt in der Natur der Sache. Jeder kann nur so schreiben, wie er schreiben kann. Er muss nur erkennen, wie er schreiben kann. Alles andere ist Kunst um der Kunst willen. Man muss - gerade in der Lyrik - nicht alles verstehen. Musik versteht man doch auch nicht. Und Malerei auch nicht. Da gibt es letztendlich nicht viel zu verstehen. Wichtig ist, dass ein Gedicht oder Gemälde oder eine Musik im Betrachter/Leser/Hörer etwas auslöst, Emotionen. Welche das sind, bleibt gefälligst dem Rezipienten überlassen. Wie erwähnt, Sirius: Wir alle schreiben eh immer die gleichen drei, vier, fünf Gedichte: Liebe, keine Liebe, Glück, Verlorenheit. Oder vielmehr immer nur ein einziges: ICH und die Welt und mein Platz darin.
LG
Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Huhu, Angelika! Was meinst du eigentlich hierzu? Immer noch beleidigt? Musst du nicht...
Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Ja, ein Qualitätsmerkmal insofern, weil die Worte so gewählt wurden, dass dieses Interesse am Verstehenwollen geweckt wurde. Das ist schon auch eine Kunst wie ich finde. Es ist nicht oft so, dass ich Gedichte öfter lese, weil ich sie verstehen möchte. Ob ich sie dann verstehe oder nicht, ist eine andere Sache.
Und ob der Dichter wollte dass sie verstanden werden oder ob er gar nicht daran dachte im Moment des Schreibens ist wieder eine andere Sache. Nicht?
Jedenfalls mag ich die Zeile
Schlaflos liegst du
Nacht
in den Augen
so gern, dass ich mich überhaupt nicht im Stich gelassen fühle als Leserin.
Ich weiß es nicht, vielleicht ist Lyrik per se egoistisch, das kommt dann wohl immer auf die Absicht an. Und wenn ich überlege, aus welchem Grund ich Gedichte schreibe, dann sind das meistens egoistische Gründe, muss ich gestehen, Verarbeitungsstrategien in erster Linie. Und warum ich sie andere lesen lasse... da will das Ego ein bisschen Streicheleinheiten oder zumindest brauchbare Kritik um sich zu verbessern und dann irgendwann Streicheleinheiten zu bekommen
Aber diese Form von "Egoismus" finde ich ganz wenig tragisch.
"Leg dein ganzes Sein in dein geringstes Tun" (Pessoa)
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"Schlaflos", Sirius, gefällt mir sehr gut, besonders der zweite Vers:
"Schlaflos liegst du
Nacht
in den Augen
unruhig
nichts weißt du von mir
zu spät
Da bin ich"
Beim ersten Lesen: Das LI liegt neben einer Liebe und beobachtet sie im Schlaf. Du bist mir jetzt ausgeliefert, dem Wolf, dem LI / Wolf, seinem Wolf. Aber liebend.
Beim zweiten Lesen: Der Wolf legt sich neben das LI, auf das LI, schiebt sich in das LI. Ist und war und wird Teil des LI. Wolf ist Energie, Gewalt, Fluch und Segen, archaische Kraft und Liebe. Da bin ich und du wirst micht nicht mehr los. UND DAS QUÄLT AUCH.
Verdammt viel ausgelöst für "unverständliches Geschwurbel". Klasse!
Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Wow, weegee, wunderbar!
Nun, der Wolf scheint das Gegenteil von mir, obwohl er selbst noch in meinem Namen steckt. Aber man selbst ist nicht immer nur so, wie man gesehen wird.
Man sagt oft: Ich denk an dich, ich bin bei dir, das ist oft nicht mehr als ein lieber Gruß, eine Geste der Zuneigung an den anderen. Aber man ist nicht real beim anderen.
Der Wolf schon („..brauche keine Realität..“), er macht die Gedanken wahr im Moment des Lesens, und das, was man dem „lammfromm“ nicht zutraut („..nichts weißt du von mir..“) wird lyrisch real, noch ehe der andere es begreift (..zu spät..“)
Und in dem Moment, in dem das LD das erkennt, ist das LI schon da („..da bin ich..“)
Aber es folgt nichts Böses, nichts Ungewolltes, es soll nur sagen, wo immer ich bin, wenn ich will, bin ich im nächsten Moment „leibhaftig“ bei dir.
Man sieht, als „Geschichte wird man gar nicht fertig mit Erzählen.
Ja, das LI legt sich neben das LD, aber es fesselt das LD nicht, es ist nur da, wenn beide es wollen.
Ich danke dir sehr für deine beeindruckende Interpretation, weegee!
Und liebe kama, bei dir bedanke ich mich noch ein zweites Mal für deine wohlmeinenden Zeilen!
Sirius
Reset the World!
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Ich hoffe ihr lacht mich nicht aus, aber ich dachte an den Mond. Ich liebe den Mond und betrachte ihn oft und gerne und er macht mich schlaflos.
In diesen Zeilen könnte es ja auch sein, dass der Mond schildert, wie er empfindet, vielleicht mag er die Schlafende ebenso...
Leo, mondsüchtig
Man muss nicht alles verstehen, viel entscheidender ist doch, wie etwas auf uns wirkt, oder?
Ups, jetzt hab ich glatt vergessen, wie ich dein Gedicht finde, Sirius. Wie egoistisch von mir.
Ich mag es, gerade weil man es so unterschiedlich lesen kann.
Schreiben macht schön.
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