«Bis zur allerletzten Zeile stark schreiben» – Marina Zwetajewas atemberaubende Prosa
Ihr Leben schien ihr nur in der Liebe möglich zu sein, die alle möglichen Formen annehmen konnte und musste: Nun ist die russische Dichterin Marina Zwetajewa in gleich zwei Editionen neu zu entdecken.
Joseph Brodsky hat Marina Zwetajewa (1892–1941) einmal bescheinigt, sie schlage in ihren Texten immer den «höchsten Ton» an. In der Tat: Bei Zwetajewa gibt es kein belangloses Parlando, kein überflüssiges Wort, keine Oberflächlichkeit. Immer behielt sie das Wesentliche im Auge – und das war stets ein anderer Mensch, den sie mit ihrer sprachmächtigen Liebe umgarnte.
Unbehauste Existenz
Sie liebte den Grossvater, die Mutter, den Ehemann, den Geliebten, die Freundin, die Tochter, den Sohn. Sie heiratete als 19-Jährige einen Bohémien, sie schenkte ihr Herz einer Revolutionärin, sie liess sich auf eine Affäre mit einem mutmasslichen Kreml-Agenten ein. In einem Schreibheft benannte sie ihr Liebesdilemma mit äusserster Präzision: «Einzig Frauen zu lieben ist (für eine Frau) ebenso unheimlich wie (für einen Mann) nur Männer zu lieben – unter bewusstem Ausschluss des Gegenübers! Und einzig Frauen (für den Mann) oder Männer (für die Frau) zu lieben unter bewusstem Ausschluss des anormal Vertrauten – wie langweilig! Und alles zusammen – wie armselig.» Und noch viel kürzer hielt sie fest: «Ich hab immer nur einen aufs Mal geliebt, alle anderen waren mir – scheissegal.»
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https://www.nzz.ch/feuilleton/bis-zur-al...rosa-ld.1405829
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