Porträt eines zwölfjährigen Trinkers: Stille Rebellion
Ein Kind, das säuft, eine traumatisierte Lehrerin - und ein Vater, der Hass im Internet sät. Delphine de Vigan stellt in ihrem Roman "Loyalitäten" die Gesellschaft auf die Probe.
Der zwölfjährige Théo Lubin ist ein Scheidungskind wie viele. Wöchentlich pendelt er "beladen wie ein Muli" zwischen seinen Eltern hin und her, die seit Jahren keinen Kontakt mehr haben. Der Vater, arbeitslos und depressiv, verwahrlost zunehmend, die Mutter hält sich nicht mit Verachtung zurück. Nach einer Woche beim Vater lässt sie auch ihren Sohn spüren, dass er wieder im Feindesland war. Die emotionale Kälte wird für Théo unerträglich.
Sein Leid ist sichtbar: Er ist blass, dünn, wirkt müde. Die Schulkrankenschwester beschreibt ihn als "anfälligen Schüler". Was keiner ahnt: Théo trinkt. Zusammen mit seinem besten Freund Mathis versteckt er sich in den Pausen in einem Treppenverschlag. Sie kippen Wodka und Rum, mehr und immer mehr. Den Alkohol besorgen sie über ältere Schüler oder kaufen ihn am Kiosk. Niemand stellt Fragen.
Als eine Lehrerin Théo, der wieder kein Sportzeug dabeihat, in einer pinkfarbenen Barbie-Jogginghose durch die Turnhalle rennen lässt, fasst er einen Entschluss.
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http://www.spiegel.de/kultur/literatur/d...-a-1229877.html
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