Ist das Lesen kritischer Texte ansteckend?
Direktor des Jüdischen Museums Berlin muss nach Literaturempfehlung zurücktreten
Der Direktor des Jüdischen Museum Berlin Peter Schäfer ist vor wenigen Tagen zurückgetreten, um weiteren Schaden vom Jüdischen Museum abzuwenden, wie es in einer kurzen Erklärung heißt.
Der Schritt ist besorgniserregend, weil im Fall von Peter Schäfer eine rechte Kampagne erfolgreich war. Er stand seit Jahren im Fokus ultrarechter Kritik, weil er auf der künstlerischen Autonomie des Jüdischen Museum bestand und sich nicht darauf einlassen wollte, sie auf das Narrativ der israelischen Regierung zu beschränken.
Besonders heftig wurde die Auseinandersetzung, als in einer viel beachteten Ausstellung "Welcome to Jerusalem, die bis April 2019 im Jüdischen Museum zu sehen war, eben nicht die Darstellung der rechten Kräfte dominant war. Es wurden ebenso palästinensische Sichtweisen dargestellt. Doch wenn dann verkürzt behauptet wurde, die Ausstellung wäre propalästinensisch, ist das wiederum eine starke Verkürzung. Es gibt nicht die palästinensische und nicht die pro-israelische Sichtweise. Es gibt aber unterschiedliche israelische und palästinensische Sichtweisen, die in der Ausstellung auch dargestellt wurden. Ein Horror für die Rechten aller Couleur, die Geschichte und Gesellschaft auf ihre Darstellung einengen und keine andere gelten lassen wollen. Auch manche, die sich links verstehen, gehören dazu, was die stalinistische Kulturpolitik zeigte.
Auf die Ausstellung "Welcome to Jerusalem" bezogen erregten sich manche Rechte, dass dort tatsächlich auch orthodoxe Gruppen gezeigt wurden, die aus religiösen Gründen gegen die Staatlichkeit Israels agieren. Damit würde kleinen unbedeutenden Gruppen eine Stellung eingeräumt, die sie in der israelischen Gesellschaft nicht verdienen, lautet das zutiefst kulturfeindliche Argument.
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https://www.heise.de/tp/features/Ist-das...nd-4447884.html
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