Instagram
Ist hier das gute Leben?
16 Millionen Mal haben Menschen auf Instagram das Hashtag #goodlife verwendet. Alles peinliche Selbstdarstellung? Nein, hier zeigen sich die kleinen Orgasmen des Lebens. Von Anna Mayr, Elena Erdmann und Annick Ehmann
Dieser Artikel ist Teil des ZEIT-ONLINE-Schwerpunktes "Das gute Leben" aus unserem Ressort X.
Alles begann mit den Leuten, die man eigentlich längst vergessen haben wollte: Zum Beispiel mit diesen Frauen, mit denen man Abitur gemacht hat. Mag sein, dass man danach kein Wort mehr mit ihnen gewechselt hat, die Instagram-Follower-Freundschaft besteht weiter. Einerseits aus Voyeurismus, der noch schöner ist, wenn man Leute ein bisschen kennt. Aber irgendwie auch aus Pflichtbewusstsein. Diese Frauen ballerten Bilder in ihr Instagram, auf denen sie Getränke hielten, die Sonne schien, man sah viel Himmel. Neu war das Hashtag dazu, das darunter stand, auf dem Blau über den Schäfchenwolken: #goodlife, in Neon-Schnörkelschrift.
Seitdem hat es sich ausgebreitet, das Hashtag. Väter taggen mit #goodlife ihre selig spielenden Kinder, Hotelgäste ihren Meerblick. Der Tanzabend mit der lokalen Lindy-Hop-Gruppe ist genauso #goodlife wie eine verschwitzte Vespa-Fahrt durch eine europäische Großstadt in der Mittagssonne. Urlaub, schöne Menschen, Blick aufs Wasser, Konsum, zack, gutes Leben, so einfach ist es, so banal auch.
Leute in Berlin-Kreuzberg taggen mit #goodlife ihr veganes Falafelsandwich, Studentinnencliquen ihre Picknickdecken, die sie eigentlich immer dort ausbreiten, wo Wasser in der Nähe ist, auch wenn sie niemals darin schwimmen gehen würden. Sekt und Milchbrötchen mit Seeblick auf einer einseitig beschichteten, abwischbaren Aldi-Sonderangebotsdecke: #goodlife.
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