Wir achten hier auf den Datenschutz. Insbesondere auf die Privatsphäre unserer Mitglieder.
Wer sich nur anmeldet, um am "Küchentisch" mitzulesen oder nur Mitgliederlisten einsehen will, wer nur Spam posten möchte und nicht auf meine PNs reagiert, den lösche ich wieder.
Tacheles » Foren Suche nach Inhalten von Lucyinthesky
Durchsuchen Sie alle Bereiche des Forums
Ganz zaghaft und verstohlen fast, als sei das Köpfchen eine Last, den Blick noch leicht gesenkt zum Boden, aber doch größtenteils erhoben, so seh' ich es im hellen Licht, die Luft ist klar, die Sonne sticht. Das Blümlein, wie es sagt: "Ich lebe!" und gelb schimmert sein Zellgewebe. Stets sind doch die, die Wärme lieben, zu Neuanfängen angetrieben.
Als ich in mein Zimmer kam, blieb ich wie angewurzelt stehen. Direkt vor der Balkontür saß gut sichtbar eine Amselfrau. Pickte die herabgefallenen Überreste des Meisenknödels vom Boden, sah mich, zuckte kurz – bereit zum Wegfliegen, blieb dann aber; weil ich mich nicht bewegte. Sie fraß wieder ein wenig und blickte anschließend zur Seite, um mir direkt in die Augen zu sehen. So lange. Dieser Moment erschien mir wie ein Stück der Ewigkeit und in ihm wurde mir die Verwandtschaft zwischen uns bewußt, unsere gemeinsamen Wurzeln, unsere Herkunft. Und dass wir Teile des Anderen sind, untrennbar verwoben im Netz des Lebens. Erdlinge, Geschwister.
Vielen Dank für das Angebot, sich hier ärgern zu dürfen. Ein wenig, das meiste ist schon verpufft. Um diesen letzten Rest aber noch aus mir herauszulassen, schreibe ich das mal besser auf – will ja nicht meine Auto-Aggressions-Krankheit wieder anfüttern. Überdies wurde mir vor einem Jahr eine schwere Aggressions-Hemmung diagnostiziert. Also!
Am Samstag, den 28. Januar 2017 war es so weit: ich schrieb eine höfliche Bitte um Löschung meines Accounts bei Poetry. Ganz freundlich, wie es so meine Art ist. Nach drei Tagen widerholte ich den Vorgang; weil sich nix tat. Guckte immer mal wieder erwartungsfroh nach, ob da endlich dieses "Ex" vor meinem Namen erscheint, aber nein. Klickte ein drittes Mal auf die Option "Account stilllegen" und harrte der Dinge. Nachdem eine Woche verstrichen war, sah ich mich gezwungen, mein Anliegen öffentlich zu machen und trat im Support-Forum für meine (vermeintlichen!) Rechte ein.
Ach, mir wird gerade bewusst, dass ich schon lange keine aktuelle Geschichte mehr geschrieben habe und nehme das Ereignis, was ich im folgenden zu beschreiben vorhabe, als Grundlage für eine kleine Geschichte, die ich euch erzählen möchte.
Ich eröffnete also einen Thread und trug dort meine Bitte vor. Desweiteren mutmaßte ich, vielleicht würden sich meine Chancen auf die Löschung erhöhen; wenn ich es öffentlich in den Raum stelle. Der Domainbetreiber meldete sich dann auch, mit den Worten: "Wozu sollte ich einen Account löschen, - man nutzt ihn einfach nicht mehr und gut." Ich antwortete: "Weil ich darum gebeten habe." und gab noch einen Hinweis auf den o.g. "Ex"-Status.
Er antwortete: "Siehste, es gibt doch einen "Ex"-Status." Höhm? Mehr will ich ja gar nicht. Dass er keine Accounts löscht, war mir auch schon aufgefallen. Vielleicht ist es dem Wert der Domain abträglich; wenn Mitglieder sich dort löschen lassen, - schließlich hat er die vor 8 Jahren für 3.300 Euronen gekauft. Steht zum Verkauf, aber schon seit Moanten werden die 90 Flocken nicht überboten. Naja, das hab' ich ihm dann geantwortet und mich auf Nimmerwiedersehen dort verabschiedet. Auch noch geschrieben, dass ich mich von einem Forum distanzieren möchte, was Hetze auf Menschen zulässt und dass der Admin nix taugt und so.
Naja, hab' ich meine Einstellungen da alle gelöscht und mich aus den Räumlichkeiten entfernt. Wozu brauche ich so einen Domain-Händler? Dass da ab und an noch Benachrichtigungen in mein Postfach flattern werden, damit muss ich leben – es gibt Schlimmeres!
Und just in dem Moment, wo ich das schrieb, kamen zwei rein. Eine davon aus dem Support-Forum, von Thing. Ich lese das aber nicht mehr; weil ich mich einloggen müsste für's Support-Forum. Und das ist nicht mehr möglich. Ich lese auch uneingeloggt schon seit einiger Zeit dort nicht mehr.
Okay, nun hab' ich das erzählt und – Ärger? ... Keine Spur mehr da!
... eines Tages aber begann einer der Hamster über das nachzudenken, was er tat. Es fing an mit einem Gefühl des Unwohlseins, geboren aus dem Wunsch nach Freiheit. Schon lange war er nicht mehr glücklich. Zwar hatte er Nahrung, ein Dach überm Kopf und eine für ihn halbwegs erträgliche Tätigkeit, doch das erfüllte ihn nicht mehr. Auch bekam er immer öfter diesen scheußlichen Mais zu essen, an dem das einzig Gute sein Aussehen war, als schmackhaft konnte man das Essen jedoch nicht mehr bezeichnen.
Außerdem hatte er nur noch wenig Lust, den Leuten als Haustier zu dienen. Sie fanden ihn meist ganz entzückend, wie er sich abstrampelte in seinem Rad für nichts und wieder nichts, eingepfercht in die Vorstellung seiner eigenen Beschränktheit. Insgeheim nannte er sie die Bildermenschen; weil sie so viele Bilder, hauptsächlich von sich, an den Wänden hängen hatten. Auch waren überall Spiegel angebracht, in denen sie sich selbst gern wohlgefällig betrachteten. Begegneten sie aber anderen Menschen, dann versteckten sie sich hinter dunklen Sonnenbrillen und vermieden es, jemandem direkt in die Augen zu sehen.
"Sie scheinen ein schlechtes Gewissen zu haben" mutmaßte der Hamster, "oder Angst, angesehen zu werden" und er beobachtete sie immer genauer, während sie dachten, er liefe völlig gedankenlos auf seiner unendlichen Strecke ins Nirgendwo.
Manchmal sahen sie auf ihn herab und sagten: "Du arme Kreatur, weißt gar nicht, was du da tust", schüttelten den Kopf und lachten dabei höhnisch; denn sie nutzten seine Laufkünste zur Energiegewinnung, nahmen ihm seine Kraft ohne ihn zu fragen. Was hätte er denn sonst tun sollen? Über die Felder und durch die Wälder zu streifen wäre ihm auch lieber gewesen!
Je mehr er darüber nachdachte, desto größer wurde seine Sehnsucht und der Begriff "Freiheit" erschien ihm nachts in seinen Träumen in der Gestalt des blauen Himmels, der sich über ihm wölbte. Da er zwar nur ein einfacher, aber gar nicht so dummer Hamster war, zog er den Schluss, nicht der einzige seiner Art zu sein, dem die Gefangenschaft nicht behagte.
Und tatsächlich - so war es auch. Die Freigeisthamster wurden immer mehr. Sie vernetzten sich untereinander allein durch ihre Gedankenkraft, weil sie wussten, dass Wünsche in Erfüllung gehen; wenn sie aus der Tiefe des Herzens kommen ...
Mein alter Deutschlehrer hatte, wenn er von einem Schüler gefragt wurde wozu eigentlich die Groß-und Kleinschreibung gut sei, stets diesen Satz parat:
der gefangene floh.
Ich hab' auch mal einen Floh gefangen – ist schon lange her. Damals waren wir gerade umgezogen, hatten wochenlang die neue Bude renoviert, die reichlich verwohnt war. Nachdem wir dort die erste Nacht verbracht hatten, entdeckte ich morgens drei Stiche an meinem Schienbein, die mich in den darauffolgenden Tagen fast um den Verstand brachten, so juckten die! Hatte es gerade nachgelassen, kamen wieder neue Stiche hinzu. Typische Flohstiche, sagte man mir.
Nur ich wurde gestochen, aber das ist nichts Ungewöhnliches, weil ich so eine dünne Haut habe. Das ging ungefähr zwei Monate lang so. Ich suchte alles ab, leuchtete in die entlegensten Winkel der Wohnung mit einer Taschenlampe, die ich sogar im Schlaf griffbereit neben mir unter der Bettdecke festhielt; denn ich wurde nur nachts gestochen – aber es war niemand zu sehen.
Aus der Stadtbücherei besorgte ich mir alles, was an Fachliteratur zu diesem Thema aufzutreiben war. Internet hatte ich zu der Zeit noch nicht. Einen Stapel Bücher, der mir bis unter's Kinn reichte, um herauszufinden, wo die Viecher sich gern aufhalten, was sie mögen und was nicht. Und las, dass sie regelrechte Überlebenskünstler sind, mehr als zwei Jahre ohne Nahrung auskommen können, bis ein neuer Wirt auftaucht, an dem dann auch treu festgehalten wird. Der bevorzugte Wirt war nun eindeutig ich. (Wer nichts wird, wird Wirt.)
An einem Abend saß ich dann im Kinderzimmer am Schreibtisch und räumte dort noch etwas auf, als mein kleiner Sohn, der schon im Bett lag und noch las, ganz seelenruhig, wie es so seine Art ist, zu mir sagte: "Hier springt ein kleines Tier auf meiner Bettdecke herum." Augenblicklich ließ ich alles stehen und liegen und hechtete mit einer Schnelligkeit, die mir sonst gar nicht zu eigen ist, in Richtung des winzigen Plagegeistes, der dank des buntgemusterten Teppichs einen enormen Vorteil hatte. Immer wenn ich ihn fast erwischt hatte, hüpfte er ohne Ermüdungserscheinungen wieder eine Schrittlänge voraus. Also jagte ich ihn auf allen Vieren weiter, um den Zeitverlust beim Herunterbeugen so gering wie möglich zu halten – und fing ihn!
Ha!! Der gefangene Floh.
Hatte ihn mit einem Taschentuch gepackt, worin ich ihn dann mit dem stumpfen Ende eines Stiftes zerquetschte. Eine Lupe geholt und das Taschentuch auseinandergefaltet, mit der Lupe genähert und – bewegt der sich etwa noch? Kann doch gar nicht sein! Doch! Zack – war er schon wieder weggesprungen.
Der Gefangene floh!
Aber er war geschwächt und ich fing ihn wieder ein. Dann habe ich ihn endgültig ins Jenseits befördert und unter das Kindermikroskop verfrachtet. Es war ein Prachtexemplar, hatte ihn genau von der Seite erwischt. Hinten die langen, kräftigen Sprungbeine, vorne die verkümmerten Stummelärmchen – ein bißchen wie ein Känguruh ohne Ohren.
Was danach kam, war nicht so lustig, nämlich der Kammerjäger. Es handelte sich um Katzenflöhe, die komischerweise auf Hunden anzutreffen sind. Jedenfalls hatte die Vormieterin zwei Hunde.
An meinen alten Deutschlehrer denke ich noch oft zurück.