Dichter und Muse
Lange rankten sich Legenden um den Briefwechsel zwischen T. S. Eliot und Emily Hale. Jetzt werden 1131 Briefe zugänglich gemacht.
Das Jahrzehnt ist erst wenige Tage alt, da erlebt es bereits einen Höhepunkt. Anthony Cuda, der es wissen muss, weil er Leiter der T. S. Eliot International Summer School ist, spricht vom «wahrscheinlich grössten literarischen Ereignis des Jahrzehnts». Das Ereignis sind die 1131 Briefe, die der Dichter T. S. Eliot über mehrere Jahrzehnte an Emily Hale geschrieben hat und die jetzt, fünfzig Jahre nach ihrem Tod, in der Bibliothek der Princeton University der staunenden Welt vorgelegt werden.
Die Welt im Allgemeinen und die Gemeinde der Eliot-Enthusiasten im Besonderen kann sich glücklich schätzen, denn der unermüdliche Korrespondent Eliot hätte seine Briefe lieber verbrannt gesehen. In dem Roman «The Archivist» von Martha Cooley, 1998 erschienen, grübeln zwei Literaturnarren ausgiebig über die in der Eliot-Geschichte wenig beachtete Miss Hale und ihr Verhältnis zum hermetischen Dichter, und am Ende beschliesst der Archivar, Eliots Wunsch zu willfahren, und verbrennt die Briefe.
Sie sind aber da, sie existieren, und sie werden irgendwann auch für Leser zugänglich sein, die nicht das Geld und die Zeit haben, um ins schöne New Jersey zu reisen. Der womöglich am meisten verrätselte Dichter des 20. Jahrhunderts ist ungewollt und posthum auch der populärste geworden: das Musical und auch der dämliche Film «Cats» basieren auf einer Sammlung seiner Gelegenheitsgedichte.
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https://www.tagesanzeiger.ch/kultur/buec.../story/31048254
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