Erst Fehler machen eine Frau vollkommen. Das beweist Jane Austen in ihrem schönsten Roman
Zugegeben, der Entscheid fällt schwer: Soll nun «Emma» oder «Pride and Prejudice» als Austens Meisterwerk gelten? Der erstgenannte Roman jedenfalls, kürzlich in neuer Übersetzung erschienen, begeistert als hintergründiges Kammerspiel immer wieder.
Zwei Jahrhunderte ist Jane Austen in Staub und Asche, doch ihre Werke erscheinen immer wieder in neuem Kleid. Derzeit sollte auf jeder Tanzkarte «Emma» stehen: Austens letzter zu Lebzeiten verfasster Roman ist in einer vorzüglichen Neuübersetzung erschienen. Er bietet Gelegenheit für Ballabende und Parkspaziergänge, feinen Dialogwitz, subtilste Ironie, eine reizend gesponnene Liebeskomödie um eine schalkhafte Hauptfigur, deren Einbildungskraft ihr mitunter zum Verhängnis wird.
Es ist eine allgemein anerkannte Tatsache, dass Austens Welt eine schönere ist als unsere. Vielleicht weil sie vergangen ist wie die Kinderwinter, in denen der Schnee immer dichter und weisser fiel als heute. Vielleicht aber auch, weil Austens Kosmos eine erkennbar realistische und doch durchkomponierte Welt darstellt. Eine Prise der Höflichkeit und Eleganz jener Tage zu Beginn des 19. Jahrhunderts könnten wir heute, ob auf den Britischen Inseln oder auf dem Kontinent, jedenfalls gut vertragen.
«Emma» ist Austens schönster Roman, perfekt entworfen, sprachlich leichtgängig, psychologisch reif. Die 1775 geborene Autorin begann die Arbeit am Porträt der jungen Emma Woodhouse – «hübsch, klug und reich» – 1813 und schrieb daran bis 1815, als der Roman erschien. Die Entstehungszeit fällt, wie bei all ihren grossen Werken – Austen starb 1817 – in die Aufruhrzeit der Napoleonischen Kriege. Ihre Gesellschaftskomödien bestechen aber gerade durch die Vermeidung politischer Direktheit und suchen stattdessen psychologische und dialogische Komplexität.
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https://www.nzz.ch/feuilleton/jane-auste...mmen-ld.1531265
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