Ins Phlegma fliehen: Lorenz Langeneggers Roman "Jahr ohne Winter"
"Jahr ohne Winter": Der neue Roman von Lorenz Langenegger treibt die Großerzählung über den Lebensphlegmatiker Jakob Walter voran
Alexander Kluy
Und dann gab es noch andere Momente, die nicht mehr Träume waren, sondern eine Mischung von Wachen und Träumen, genau das, was man Halluzination nennt." In Ludwig Hohls 1928 begonnener und erst 1975 gedruckter Novelle Bergfahrt lautet die gleich darauffolgende Frage: Warum steigt ihr auf Berge?
In Lorenz Langeneggers Jahr ohne Winter findet sich ein variiertes Echo auf Momente, die nicht mehr Träume waren, auf ein Leben im Stadium der Halluzination. Hier lautet die Frage: Warum eigentlich reisen? Ja, warum?
Jakob Walter, Langeneggers Protagonist in bisher drei Romanen, ist nicht reisemüde, er ist reisetaub. War er 2014 im Roman Bei 30 Grad im Schatten ein aus dem Lebenstrott Ausbrechender und unterwegs nach Griechenland, so ist er nun wieder zurück in Bern.
Doch die Beamtenanstellung in der Steuerverwaltung ist ihm aufgekündigt worden, auch die Ehe mit Edith ist seit fünf Jahren vorbei. Und dann erreicht unseren stark reduziert lebenden unheldischen Helden – er ist nach einigen Monaten der Arbeitslosigkeit erst Radfahrparkplatzaufseher geworden, dann spätnächtlicher bis frühmorgendlicher Zeitungsausfahrer – eine Nachricht seiner Ex-Schwiegermutter.
Er soll für sie, Ursula, ihre Tochter, seine geschiedene Frau, ausfindig machen. Ausgerechnet in Australien, dem für Walter entferntesten Ziel. Sie habe Krebs, brauche eine Stammzellentherapie, Edith sei die Einzige, die ihr die überlebensnotwendige Spende geben könne. Doch seit längerem sei diese abgetaucht in einer Meditations- und Schweigekur an unbekanntem Ort irgendwo im Outback.
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https://www.derstandard.at/story/2000112...ahr-ohne-winter
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