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Ferdinand Schmalz „Mein Lieblingstier heißt Winter“

#1 von Sirius , 22.10.2021 17:11

Ferdinand Schmalz „Mein Lieblingstier heißt Winter“

„Mein Lieblingstier heißt Winter“: Ferdinand Schmalz findet Worte für österreichische Verhältnisse, nur dass es bei ihm echt lustig bleibt.
Es ist wie eine österreichische Filmkomödie, aber zum Lesen. Man muss es nicht einmal laut hören, obwohl Ferdinand Schmalz sehr gut vorliest. In seinem Roman „Mein Lieblingstier heißt Winter“ gelingt es ihm aber, die sprachlichen Merkwürdigkeiten auch leise gelesen zur Wirkung zu bringen. Es sind die sprachlichen Merkwürdigkeiten eines im weitesten Sinne süddeutschen Dialektes, einer Kunstsprache, die man den Sprechenden jedoch sofort abnimmt. Nachgezogene Subjekte, vorgezogene Prädikate, dazu ein bestechendes Auf-Nummer-Sicher-Gehen grammatikalischer Natur, ein Beharren. „Und fallen, fallen härter drauf da auf den Kopf von ihm, dem Schlicht, die Sonnenstrahlen, härter drauf als sonst.“

Denn der Sommer ist sehr heiß. Seit Ulrich Seidls Film „Hundstage“ weiß jeder, dass das so sein kann in Österreich im Sommer, extrem und folgenreich heiß, und das muss nicht lustig sein. Hier ist es das aber schon. Schlicht ist der Name des Tiefkühlkostvertreters, dessen Produkte entsprechend guten Absatz finden. „Das ist das Jahr des Eismanns“, sagt er sich, der Schlicht, ein verlässlicher Arbeiter.
Daraus entwickelt sich zunächst die Szene, mit der Schmalz, 1985 in Graz geboren, 2017 in Klagenfurt den Ingeborg-Bachmann-Preis gewann: Vertreter Schlicht liefert auf seinen Touren äußerst regelmäßig Rehragout an einen Doktor Schauer. Dieser weiht ihn nun in seinen Suizidplan ein, an dessen Ende Schlicht den toten Schauerischen Leib aus dessen Tiefkühltruhe nehmen und hinaus in die Natur bringen soll. Dies funktioniert zunächst einmal nicht, weil Doktor Schauer (beziehungsweise seine Leiche?) verschwindet. Eine Suchaktion, in die Schauers Tochter, die sympathische Zahntechnikerin Astrid, auch den willigen Herrn Schlicht einbezieht, führt zu weiterem Personal. Es steht in einem teils halbseidenen, teils verbrecherischen Kontakt zueinander. Die Personenzahl bleibt kompakt wie in einem Theaterstück, das ist auch das Betätigungsfeld, aus dem der Romandebütant Schmalz kommt.

Die Gemengelage ist unübersichtlich, aber nicht direkt verworren, nicht verworrener als andere Gemengelagen, die in die Vergangenheit reichen. „Und muss man jetzt mal sagen, dass so ein Blick in die Vergangenheit das weitaus Komplizierteste doch ist. Weil in so eine Zukunft schauen, das kann nun wirklich jeder.“ Irgendetwas haben sie also miteinander zu schaffen, der Ingenieur Huber, das gespenstische Ehepaar Bitter, der Ministerialrat Kerninger, die Reinigungsfirmeninhaberin Teufel („Schimmelteufel“) und ihre beiden Putzmänner auch fürs Grobere, Norbert und Harald.

Weiterlesen:

https://www.fr.de/kultur/literatur/ferdi...s-91064215.html


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Sirius
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