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Annette Pehnt: Die schmutzige Frau

#1 von Sirius , 28.04.2023 15:58

Annette Pehnt: Die schmutzige Frau

Die Autorin Annette Pehnt befasst sich in ihren Büchern mit ungewöhnlichen zwischenmenschlichen Beziehungen. In "Die schmutzige Frau" erzählt sie eine leise Emanzipationsgeschichte.

Eine sterile Neubau-Wohnung über den Dächern der Stadt: Wenig geschieht, niemand taucht auf, nichts gibt es zu tun. Das ist die öde Realität für die Ich-Erzählerin in Annette Pehnts neuem Roman. An diesen Ort hat sie ihr Mann gebracht, während er weiterhin im gemeinsamen Haus lebt. Die Wohnung soll und will sie nicht mehr verlassen.

Gähnende Stille, sich dehnende Stunden und Isolation erwarten die Protagonistin in ihrem neuen Zuhause. Warum sie sich auf dieses Gefängnis eingelassen hat? Und umso merkwürdiger: Warum sie sich die Situation permanent schönredet, obwohl sie sich sichtlich quält? All das verrät die Autorin erst nach und nach. Über die skurrile Verabredung des Paares können wir zunächst nur rätseln. Die Rollen sind klar verteilt: Er, der intellektuelle, akkurate Gutverdiener, unterdrückt subtil-aggressiv seine devote Frau. Dabei ist sie ihm geistig mindestens ebenbürtig. Reden soll sie jedoch nur auf sein Stichwort. Die Ruhe in der Abgeschiedenheit ist trügerisch. Der Abstand hilft tatsächlich. In der Frau beginnt es, zu brodeln.
Weil mein Tag mir gehört, kann ich so langsam oder schnell essen, wie es mir passt
Manchmal schlinge ich alles hinunter, weil ich keine Lust habe zu kauen
Lasse das Besteck in der Schublade und klaube das Essen mit den Fingern aus der Pfanne, stopfe mir den Mund voll und verreibe mir das Fett im Gesicht
Es sieht keiner, ich kann fettverschmiert aus dem Fenster starren, den Mund halb offen, Halbzerkautes unter der Zunge
Aber das bleibt die Ausnahme Nicht weil ich Sorge habe zu verwahrlosen, sondern weil ich mir alle Möglichkeiten erhalten will

Bedrückend ist der Selbsthass der Erzählerin. Man will sie schütteln, wenn sie sich unnötig kleinmacht und in endlosen Schleifen die Fehler allein bei sich sucht. Ein Gutes hat die neue Umgebung: Die Erzählerin beginnt zu schreiben. Ihre Geschichten sind Episoden aus dem Leben einer kleinen, wortkargen, schmutzigen Frau - mit dreckiger Haut, verwuschelten Haaren, in zotteliger Strickjacke und schweren Stiefeln. Eine Erscheinung, die die Mitmenschen fasziniert und gleichzeitig abstößt. In diesen parabelhaften Texten gelingt es der Hauptfigur, sich zum ersten Mal selbst anzuschauen.

Weiterlesen:

https://www.ndr.de/kultur/buch/tipps/Die...e,pehnt124.html


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Sirius
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