Nicole Flatterys Erzählungen
Frauenfreundschaften, was für ein Glück auf Erden
Lauter Erzählungen über Frauen voller Trübsinn - und doch ist "Zeig ihnen, wie man Spaß hat", das Debüt der irischen Autorin Nicole Flattery, ein dauerhafter Stimmungsaufheller.
"Vor der Tankstelle war mein Heimatort vor allem bei Leuten berühmt gewesen, die unter Reisekrankheit litten. Hier hielten sie an und würgten und spuckten, um dann ein besseres Ziel anzusteuern.”
Ausgerechnet in jener Tankstelle, an der außer einer verblichenen Postkarte und drei Konservendosen nur eine Topfpflanze rumsteht, in einem Job festzuhängen, ist so ziemlich das Deprimierendste, was man sich vorstellen kann. Und wenn man die Geschichte über jene Ich-Erzählerin auch noch überschreibt mit einem passiv-agressiven: "Zeig ihnen, wie man Spaß hat”, ist das unterdrückte Schreien dahinter geradezu ohrenbetäubend.
Es ist die Titelgeschichte und Eröffnungserzählung eines ausnahmslos auffallenden Debüts – das keinesfalls in irgendeine Heimatprovinzschublade gehört. Sondern "Das Leiden der jungen Frau am Leben” auffächert in all seinen Stadien. Die Irin Nicole Flattery, Jahrgang 1990, hat etwas mit Seltenheitswert geschaffen: ein ganzes Buch voller Bedrücktheiten, das einen nicht ansatzweise ebenso betrübt zurücklässt. Dass da etwas kommen würde, das im Ton einzigartig ist, hätte man ahnen können aufgrund des Nachwuchspreises mit Trüffelsucher-Ruf "The White Review Prize for Fiction”, der ihr vor drei Jahren verliehen wurde für eine der Storys, die nun im Band ist.
Nun kann man diese acht Storys zwar einzeln lesen, aber damit verkennt man das überragende Potenzial dieser Sammlung. Alle von Flatterys Erzählerinnen wirken, als wären sie ein und dieselbe – nur dass sich das Licht in ihnen eben zu verschiedenen Tageszeiten, Lebensmomenten, Verfassungen bricht. "Die Geschichte einer Abtreibung” erzählt Sequenzen, die ans Vorleben des Tankstellen-Ichs erinnern, wieder andere spiegeln sich im Abschnitt über eine Erwachsene, die in Paris mit ihrem neuen Mann und dessen traumatisiertem Sohn ein neues Leben beginnt.
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https://www.spiegel.de/kultur/literatur/...11-2d6a911032d6
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