Klimaneutralität: Ein dreister Ökobluff
Helge Peukert, Ökonomieprofessor in Siegen, wundert sich, dass massenhaft Unternehmen klimaneutral werden, obwohl die Autos immer mehr und größer werden und die Gewinne weiter sprudeln. Ist es so leicht und billig, klimaneutral zu werden? Er macht die Probe aufs Exempel. Ein Gastbeitrag. …
Helge Peukert. In Zeiten der heraufziehenden Klimakatastrophe fragt man sich gelegentlich, ob man selber, die Mitwelt oder gar beide sich in einem Zustand akuter Schizophrenie befinden. Blickt man auf die Straße, sieht man immer mehr und größere Autos und viele Autobahnen werden ausgebaut. Geht man im Wald spazieren, sieht man Kahlschläge, die einem vom Förster als dürrebedingt erklärt werden. Schaut man in den Himmel, sieht (und hört) man immer mehr Flugzeuge, eigentlich keine Überraschung, wird doch nicht nur der Flughafen Rhein/Main emsig ausgebaut.
Gleichzeitig hört man ständig Jubelbotschaften ökologischen Fortschritts: die gesamte EU soll in Zukunft (nun gut: bis 2050) klimaneutral werden, der Dax bekommt eine grüne Variante und viele Unternehmen, die expandieren und ungebremst Gewinne ausschütten, Finanzinstitute, Fonds und Indizes schmücken sich mit den drei neuen Schlüsselbuchstaben ESG (E = Ecological, S = Social, G = Governance). Ganz zu schweigen von all den Unternehmen und Organisationen, die von gestern auf heute vorgeben, plötzlich klimaneutral zu sein.
Ich wundere mich. Kann denn beides gleichzeitig stimmen: das Weiterlaufen der expandierenden Megamaschine wie gehabt und die neue Melodie Es grünt so grün wenn ESG-Blüten blühen?
Wenn die Unternehmen und Finanzprodukte grün werden können, ohne etwas zu ändern, kann ich dann auch die vier folgenden Bedingungen gleichzeitig unter einen Hut bekommen?
1. Ich bleibe ein übermäßiger Umweltbelaster und ändere mein Verhalten nicht, bleibe also mit 17 Tonnen (1) über dem deutschen Durchschnitt von rund 12 Tonnen und weit über einem weltweit nachhaltigen Kontingent von rund 2 Tonnen CO2 pro Jahr und Person;
2. Ich will höchstens 30 Minuten in meine Klimaneutralität investieren;
3. Es muss sich um eine zertifizierte Neutralisierung handeln, die mir von einer internationalen Institution mit bestem Leumund bescheinigt wird.
4. Das Ganze soll mich weniger kosten als eine viertel Tankfüllung eines SUV.
Welche Institution könnte mir dieses Paket bieten und bescheinigen, mit dem ich auch als Umweltschwein klimaneutral sein kann? Die Suchmaschine führt mich bei der Suche nach CO2-Neutralisierung als erstes zur UNFCCC. Das steht für die United Nations Framework Convention on Climate Change, also die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen. Das ist seit 1992 (Erdgipfel von Rio) DIE Institution für Umwelt und Entwicklung. Sie repräsentiert die vielbeschworene Weltgemeinschaft. Es ist die zentrale Institution für das Kyoto-Protokoll und die Pariser Verträge.
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https://norberthaering.de/oekologie/klim...taet-oekobluff/
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