AUTORIN SUSANNE NEUFFER
Thelma und Louise arbeiten jetzt bei der Tafel
Mit sicherem Blick auf das Begehren und Entsagen: Susanne Neuffer nimmt in ihrem Erzählband „Im Schuppen ein Mann“ Menschen in den Blick, die gerade so durchkommen.
Was ist der Unterschied zwischen einer guten Erzählung und einer ordentlichen? Das lässt sich nicht pauschal oder mit messbarer Genauigkeit sagen. Aber die Antwort hat etwas mit einem Leseweg ins Offene zu tun. Mit Freiheit also. Susanne Neuffer, Jahrgang 1951, publiziert seit 1999 im Augsburger Maro-Verlag, der seine Gründungsenergie aus den Achtundsechzigern zog und zu den interessantesten kleinen Verlagen gehört (nicht nur, weil er sich Bukowski widmet). Neuffer begann an diesem schönen Ort mit Gedichten („Männer in Sils-Maria“), Bände mit Kurzprosa folgten. Ihre Protagonisten sind Menschen, die im Leben gerade so durchkommen. Von ihnen als Verlierern zu sprechen wäre stillos.
Und was heißt schon „verlieren“! Sie ergeben sich einfach in Arrangements. Da ist der insolvente Leiter einer Fahrschule, der aus dem sozialen Netz gefallen ist und für eine Weile heimlich in einem Gartenschuppen unterkommt (wo sich fast ein Flirt mit der Hausbesitzerin entwickeln darf). Oder Hildegard, tragende Stimme im lokalen Kirchenchor, die sich manchmal noch vom Glanz geblendet meint, der einmal auf sie fiel, als sie in Montreal als Backgroundsängerin mit Leonard Cohen (der Name fällt nicht) auftrat. Oder Jürgen, unglücklich geschieden. Er erscheint zum Weihnachtsfest bei seiner Exfrau Lotte (die nun mit einer Frau verheiratet ist) und trifft dort auf das zur Harmonie entschlossene Pulverfass von Kindern mit Partnern und Enkeln. Man schenkt ihm eine Zimmerpflanze. Oder die Geschwister, die den Haushalt der Mutter auflösen müssen und sich der Horror-Herrschaft der „Tellerchen, Goldrandgläser, Seidenschals und Polyesterdecken“ gegenübersehen. Und alternde Freundinnen, die einmal „Bonny und Clyde, Thelma und Louise“ gewesen sein wollen. Heute engagieren sie sich bei einer Mittagstafel für „Kunden“ („,Arme‘ darf man nicht sagen“), wobei die eine, ehrgeizig, diese Tafel gerne für experimentelles Musiktheater öffnen möchte, die andere, milde, der Klientel aber auch den Tanztee nicht verweigern mag.
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https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/b...n-16645633.html
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