John von Düffels "Der brennende See"
Opa eine Umweltsau? Nicht in diesem Roman
Ein kleiner See, ein toter Alter und der Aufstand der Jungen: Klug verarbeitet John von Düffel Schwimmlust, Elternverlust und Klimaangst zum großen Gegenwartsroman.
Die Urne mit der Asche des Vaters ist schon ein bisschen länger unter der Erde, da ringt sich die Tochter endlich dazu durch, die Abwicklung der Wohnung anzugehen. Sie kehrt in die alte, eher nicht so geliebte Heimatstadt zurück und durchstöbert die Sachen des eher nicht so geliebten Alten. Was man so macht in so einer Situation: Rotweinreste aussaufen, Papas kratzige Filterlose wegrauchen und im Nachlass des anderen die eigenen Spuren suchen.
Statt ihrer eigenen findet die Tochter jedoch nur die einer fremden jungen Frau. Überall sind Hinweise auf die Andere, die ihr selbst - es gibt ein Foto - erstaunlich ähnlich sieht. Ist es eine Pflegerin? Eine Geliebte? Oder gar eine Halbschwester, die der Vater vor ihr verheimlicht hat? Der Alte, zu dem die Tochter vor dessen Tod den Kontakt so knapp wie möglich gehalten hat, bestimmt mit einem Schlag das Sein der Hinterbliebenen.
Tot ist tot? Das stimmt ja nie ganz so. Denn man muss nicht mal den schwammigen Begriff der Seele benutzen, um festzustellen, dass da von Verstorbenen meist irgendwas bleibt. Etwas Vergessenes, Vergrabenes, fahrlässig oder vorsätzlich Verschüttetes, das nach dem Ableben des Menschen wieder hochgespült wird und dann ein Eigenleben entwickelt.
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https://www.spiegel.de/kultur/literatur/...ae-19e209accad0
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