Kein Feuer
Ich weiß nicht mehr, was der Auslöser war. Vielleicht waren es die Popcorn, die Negerküsse oder die explodierten Eier, auf jeden Fall implodierte die Mikrowelle ganz ohne Absprache mit dem zu Schaden gekommenen Inhalt.
Nun sind meine Zimmer nicht nach den Gegenständen benannt, die sich in ihnen befinden, also steht die Mikrowelle aus Platzgründen auch nicht in der Küche – aber der Wasserhahn schon.
Ich gerate nicht gleich in Panik, nur weil sich ein dämliches Gerät nicht konform mit meinen Bedürfnissen verträgt, also rannte ich auch gleich in die „Küche“ und kam mit einer Tasse Wasser zurück, die ich vorsichtig in die geöffnete Mikrowelle goss. Beim öffnen der Tür erhielt ich eine kostenlose neue Urban-Priol-Frisur, dazu noch in meiner Lieblingsfarbe schwarz.
Also rannte ich los, eine zweite Tasse zu holen, während die Gardine hinter der Mikrowelle bereits Feuer fing.
In solchen Situationen muss man Ruhe bewahren. Ich muss dann erstmal eine rauchen, um gedanklich die Stituation ganz cool in den Griff zu bekommen.
Die zweite Tasse Wasser erzielte nämlich auch nicht die gewünschte Wirkung, zumal das Feuer bereits durch die geöffnete Tür auf das „Wohnzimmer“, das eigentlich ein Bücher – und Briefmarkenzimmer ist, übergegriffen hatte.
Zum Glück habe ich immer eine Zigarette in der Hemdtasche, aber leider nicht das Feuerzeug, das noch neben dem Laptop lag, an dem der angeschlossene Drucker bereits vor sich hinkohlte.
Verärgert schlich ich mich an den brennenden Vorhängen und dem flambierten Fernseher vorbei, versuchte vergeblich das brennende Druckerpapier auszupusten, um zum Feuerzeug zu gelangen, welches aber bereits von der Hitze infiziert war, und mir nur dabei behilflich war, mir die Innenfläche der rechten Hand zu tätowieren.
Ich fluchte laut gegen das Feuer an, das sich aber völlig unbeeindruckt zeigte und bereits das ganze Zimmer erfasst hatte, sodass ich nur noch schnell die Brieftasche, das Handy und meinen Lieblingsflaschenöffner retten konnte. Um mich herum also jede Menge Feuer, nur meine Kippe im Mundwinkel brannte nicht. Da werde ich immer leicht ungeduldig, weil für mich die innere Balance immer das Wichtigste ist.
Ich rannte also aus der Wohnung auf den Flur, schoss die Tür – alles gut. Leider war meine tranige Nachbarin bereits anwesend und hatte sich vermutlich über den Hausklatsch kundig gemacht, dass es bei mir brannte.
„Haben Sie die Feuerwehr angerufen?“, fragte sie panisch.
„Ich musste erstmal mein Leben und wichtige Utensilien retten.“ Ich deutete auf meine Kippe.
„Sie sind komplett verrückt! Das ganze Haus wird doch brennen!“
„Keine Sorge, außer uns ist ja keiner da, und woher wollen Sie denn wissen, dass es bei mir angeblich brennt?“
Sie deutete auf die Milchglasscheibe der Wohnungstür, hinter der es loderte.
„Ich muss jetzt meine Sachen retten, bevor das Feuer auf meine Wohnung übergreift.“
Sie raufte sich die Haare und war im Begriff, in ihre Wohnung, direkt neben meine, zu hasten.
„Moment!“, rief ich ungeduldig.
„Was denn?“ rief sie heulend.
Ich deutete auf meine Zigarette. „Haben Sie zufällig Feuer?“
Sirius
Reset the World!
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Ich hoffe eine mitleidige Seele hat dir inzwischen Feuer gegeben, Sirius.
Ist es eigentlich verzeihlich, dass ich mich trotz deiner Notlage auf das Köstlichste amüsiert und lauthals gelacht habe?
Lachende Lottegrüße
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Ich danke dir, Lotte, für dein Lachen! Auch eines von den Dingen, die in diesen Zeiten zu kurz kamen. Mich hat dein Kommentar sehr erfreut, ich danke dir herzlich!
Reset the World!
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