Dass ‚Satire‘ mehr mit Obst zu tun hat, als mit Satyr, diesem Milchmädchen nachstellenden Waldschrat, hat sich ja allmählich rumgesprochen. Hoffentlich auch bis zu Euch. Hyperbeln sind zum Beispiel ein beliebtes Stilmittel dieser Literaturgattung: Blitzgescheiter Dummkopf.
Ja, schon. Perlt doch so was von mir ab. Wie Wasser von ... äh ..., na, irgendwas, wo Wasser von abperlt. Aber versucht mal aus der gegenwärtigen Lage eine Hyperbel zu konstruieren: Demokratische Rechtspopulisten.
Die Wirklichkeit huscht vorüber, noch bevor einem etwas einfällt zu diesem: Wir stürzen die Demokratie, denn wir wollen die Verfassung schützen. Das nennt sich dann Realsatire, ist also eine echte Obstschale und kein Wortgespinst von um Fassung ringenden Satirikern.
Was soll ein Satiriker denn schon groß anprangern? Dass er von Idioten eingekesselt ist? Sind die anderen auch. Dass die Leute so seltsam sind? Geschenkt. Satiriker sind selber seltsam. Bei den anderen vermutet er es, bei sich selber ist er sich sicher.
Nun sitzt der Satiriker vor der Tastatur und weiß nicht mehr weiter. Eine Satire über Satiriker bietet sich an. Abgelehnt! Gebrochenen Herzens zieht sich die Selbstkatharsis wieder ins Unterbewusstsein zurück.
Ich hab`s. Enten! Wasser perlt von Enten ab.
(Stöhn! Wie krampfhaft hier nach biligen Lachern geeifert wird.)
Jetzt meldet sich das Überich: Darf man in diesen Zeiten überhaupt noch Satiren schreiben?
(Mit vorgeschobener Unterlippe und in einem bedrohlichen Tonfall): Ich kann es ja versuchen.
Also schreibt der Satiriker nun ein kleines Schelmenstück über kleine Wirklichkeitskannibalen: Sie nagen an den Rändern der Wahrheit, die ja nun mal tatsächlich aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, ein vielseitig interpretierbares Bild ergibt. Sie nagen an der Überzeugung, dass Gott mit seiner Schöpfung am Sonntag, den 23. Oktober um 9.00 Uhr anfing. Deswegen wissen die aufgeklärteren Geister unter den Menschen heute, dass Ussher sich verrechnet hatte, und zwar um mindestens 20 Minuten.
Zurzeit nagen diese Spielverderber an der ‚Flat-Earth-These‘. Die wehrt sich natürlich und hat sich auf zwei Prozent aufgeplustert.
Und mit solchen Leuten lebt der Satiriker auf derselben, ihm rund erscheinenden Welt.
Ein oder zweieinhalb Satiren hatte der Satiriker ja schon auf die alternden Helden seiner Jugend abgelassen. Als passende Hintergrundmusik für die akute Ratlosigkeit entscheidet er sich für: https://www.youtube.com/watch?v=_rSrrgwY...O6f7vc0&index=5
Ist das schön, oder ist es schon Blasphemie, wenn da einige Opas abrocken?
Die Wirklichkeitskannibalen nagen sich durch. Bis zur Rinde. Bis zur Hirnrinde.
Der alte Satiriker kommt sich alt vor. Wenn jeder Hampelmann heutzutage Satire life in der Glotze erlebt, aber sie nicht als solche erkennt, was soll er denn da noch durch den metaphysischen Kakao ziehen?
Der Satiriker. Ratlos.
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Immerhin weiß der ratlose Satiriker noch etwas zu schreiben, während ich ausgehöhlt und leer bin. Aber den anderen Satirikern fällt auch nicht mehr ein. Aber du bist noch da und hältst die Zunft am Leben. Was sollen wir sonst an den Mann/Frau bringen, wenn nicht den Spott?
Und es gäbe viel zu spotten, selbst über die Spötter, wenn nicht so vieles zum Heulen wäre.
Und deine Satire über den ratlosen Satiriker ist doch sowas von gelungen!
Sirius
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