SARA MESAS AUSSENSEITERROMAN
Wo die Vögel freier fliegen
Ein Mädchen, ein Mann, ein Park, die ahnungslosen Eltern: In „Quasi“ erzählt Sara Mesa die Geschichte zwischenmenschlichen Eskalation. Aber es ist nicht die, die man erwartet.
Zwei, die nirgendwo dazugehören. Die unter dem Radar laufen, so unauffällig, dass sie eine ganze Weile lang verschwinden können, ohne damit für Fragen und Nachforschungen zu sorgen. Alles, was sie will, ist, dass man sie mit ihren Komplexen in Ruhe lässt. Deshalb hat sie aufgehört, in die Schule zu gehen, und das Versteck im Park gewählt, und deshalb ist er ihr begegnet an diesem unauffindbaren Ort im struppigsten Gebüsch einer spanischen Stadt, über die es nichts zu berichten gibt. Umso mehr zu berichten gibt es über die Zuflucht, die sich wiegenden Bäume über ihr, das Murmeln der Parkarbeiter in der Ferne, die das Paradies bedrohen mit ihren Heckenscheren.
Was weiß man über den Mann, was weiß das Kind? Etwas stimmt nicht mit ihm, denn er spricht merkwürdig und trägt immer denselben Anzug (das Mädchen trägt Kleidung nur, um das zu verdecken, was ihr nicht gefällt). Er liebt Vögel und Nina Simone, sie allein, arbeitet nicht, zahlt keine Steuern, lebt in einem Hochhaus. Hasst es, lästig zu sein, wird traurig, wenn er sich übergangen fühlt, und will sie, die er Quasi nennt, nicht ausforschen, aber dessen kann man sich nie ganz so sicher sein wie sie, auch wenn er wochenlang in das Versteck kommt, ihr zuhört und sie beschließt, auch ihn zu hören. Obwohl sie weiß: Mit Fremden spricht man nicht. Aber wenn man sich nie mit irgendwelchen Unbekannten einlässt, sagt sich das Kind, kommt man im Leben auch nicht weiter.
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https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/b...i-16665999.html
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