Tragische Helden wie wir
Lieferanten: Sind Helden. Pfleger und Ärzte auch. Leute an der Supermarktkasse: Helden. Unsere »Helden vom Acker« fanden auch schon Berücksichtigung. Diese triste Zeit scheint zu einem wahren Heldenepos zu werden. Gemacht von Applaushelden.
Der Held ist so ein menschliches Ding. Keine Zivilisation ohne ihn. Die Helden der alten Griechen wurden zu Göttern – oder Götter wurden zu Helden. Beides bedingte sich. Rom machte Feldherren zu Helden; so sehr, dass bei Triumphzügen die heldenhaft Gefeierten einen Sklaven an ihrer Seite benötigten, der ihnen ins Ohr flüsterte, sie mögen trotz des Jubels nicht vergessen, dass sie letztlich nur ein Mensch seien. Im Mittelalter wechselten sich Könige, Ritter und Märtyrer als Helden ab. Später gedachte man der Philosophen und Aufklärer als Helden; noch später den Industriellen und den Kapitalisten – von Manchester bis Palo Alto.
Heldenhaft war im Jahrhundert großer Weltkriege dann jeder, der sein Land verteidigte. Das verklärte den Schrecken des Krieges, die herausquillenden Gedärme und die schmerzerfüllten Schreie junger Männer. Der Held des Wirtschaftswunders war dann der unfähige Ökonom aus Fürth, der aber gut Zigarre paffen konnte. Die Nachkriegsliteratur hatte nach all dem Kriegsheldentum dann den Antihelden für sich entdeckt; einen irgendwie nicht ganz zielgerichteten, nicht eingepassten Zeitgenossen, der nicht wusste wohin mit sich in der Welt. Der Antiheld hatte bis neulich regen Absatz gefunden, nur wenige Filme oder Serien kommen ohne ihn aus, Walter White war jedenfalls kein klassischer Hero. In den letzten Jahren wächst aber das Heldische wieder an. Im Alltag nämlich. Dahinter steckt aber nichts Edles – dahinter steckt Verklärung und Vertuschung.
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https://www.neulandrebellen.de/2020/04/t...helden-wie-wir/
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