Laschets Trumpf
Von Josef-Otto Freudenreich
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Die Chefin der Ditzinger Trumpf-Gruppe, Nicola Leibinger-Kammüller, wird zum öffentlichen Gesicht. Spätestens seit sie im Corona-Expertenrat von Armin Laschet sitzt – und die SPD der Spur des Geldes folgen will.
Am Kiosk kommt man derzeit kaum an ihr vorbei. Aus dem "Focus" schaut sie heraus, aus dem "Manager Magazin", im "Handelsblatt" ist sie top gesetzt und in der FAZ sowieso. In allen diesen Organen erscheint sie als das wohl bekannteste Gesicht deutscher Familienunternehmen, was insoweit erstaunt, als weder sie noch ihre Firma mit einem besonderen Glamourfaktor ausgestattet ist. Eine 100-Meter-Jacht, wie sie Reinhold Würth, der Schraubenmilliardär, hat? Im Leben nie. Ein Kniff in die Hüfte eines Journalisten, bei einer Werkseröffnung in Chicago am Buffet? Aber nicht doch. Höchstens ein Zurechtzupfen seines Sakkos.
Nicola Leibinger-Kammüller ist 60 Jahre alt, in einem protestantisch-pietistischen Haushalt aufgewachsen, also jeglicher Extravaganz abhold. Der schriftlich fixierte Familienkodex, knapp 20 Seiten stark, verlangt ein bescheidenes Auftreten, Fleiß, Sparsamkeit und Frömmigkeit. Bei Geschäftsessen hatte sie zu servieren, bei einer Fünf in Mathe den Segelkurs zu streichen. Die promovierte Philologin steht der Trumpf-Gruppe vor, die ihren Sitz in Ditzingen bei Stuttgart und rund 14.500 Beschäftigte hat, für 2019 einen Umsatz von 3,8 Milliarden Euro ausweist, im Wesentlichen als Weltmarktführer in Lasertechnik. Mittelstand sagt man dazu. Alles schwäbisch solide.
Ganz nahe dran, in diesen Corona-Zeiten, ist das Hamburger "Manager Magazin". Es weiß nicht nur, dass die Chefin bei jedem Neuauftrag die Glocke läuten lässt, auch die letzte Essensausgabe in der Kantine ist notiert: 24. März, Kalbsgulasch, Spätzle, Salat, zum Nachtisch rote Grütze. Und wenn sie die dunklen Büros sieht, dünkt sie "das schon gruselig". Jetzt werde ihr erst bewusst, "welche Dimensionen die Krise angenommen hat". Das steht als Zitat auf dem Magazintitel, in dem, laut Eigenwerbung, 15 Wirtschaftsgrößen ihr Corona-Tagebuch öffnen. Im "Focus" sagt Leibinger-Kammüller, jetzt brauche es ein Ende der feindseligen Umverteilungsdebatten, ein "Maximum an Flexibilität" bei den Arbeitszeiten, niedrigere Unternehmenssteuern sowie die Erkenntnis, dass "unser Leben und unser Wohlstand verwundbar sind". Alles nicht überraschend.
Weiterlesen:
https://www.kontextwochenzeitung.de/poli...rumpf-6714.html
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