"Nachruf auf Eva Sternheim-Peters (1925-2020)
War sie denn die einzige?
Sie hat Hitler glühend verehrt. Später sprach sie offen über den Wahnsinn - und sie schrieb ein Buch, das anfangs nicht viele lesen wollten
„Wir Jungen schreiten gläubig der Sonne zugewandt, / Wir sind ein heil’ger Frühling, / Ins deutsche Land.“ 90 Jahre alt ist diese Frau und sitzt in ihrer Wohnung in Berlin-Charlottenburg und singt ein Nazilied. Den Kopf hoch erhoben, die Zigarettenspitze auch. Nicht weil sie Nazi ist. Sondern weil sie Nazi war, und darüber niemals hinweggekommen ist.
Als sie in Paderborn aufwächst, heißt der Erste Weltkrieg noch der Weltkrieg. Eva kann „Versailles“ nicht buchstabieren, doch weiß sie bereits, was das Wort bedeutet: Kränkung, Verletzung, Zerstörung. Sie malt Karten von Deutschland, so groß, wie es einmal war. Der Vater ist Lehrer, die Familie bürgerlich und katholisch, und als Eva am 31. Januar 1933 wie jeden Morgen die Zeitung nach oben bringt und der Familie am Frühstückstisch die Schlagzeile vorliest, „Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt“, ist die Mutter skeptisch: „Der hat doch nicht mal Abitur.“
Auf die offenkundige Brutalität der SA-Männer schauen die Eltern hinab, doch den Hitler beginnen sie zu mögen. Eva wird ihn bald glühend verehren. „In der Hitlerjugend allezeit meine Pflicht zu tun in Liebe und Treue zum Führer“, dieses Versprechen meint sie ganz ernst. Wenn Hitler doch nur heldenhafter aussehen würde! Darüber, dass sie sich das wünscht, spricht sie nicht. Sie schämt sich, so oberflächlich zu sein...."
https://www.tagesspiegel.de/berlin/nachr...b-global-de-DE#
Eva Sternheim-Peters
"Habe ich denn allein gejubelt?"
Eine Jugend im Nationalsozialismus
Europa Verlag, Berlin
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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