„Wir brauchen neue Namen“ von NoViolet Bulawayo
Der erste Roman der jungen simbabwischen Schriftstellerin NoViolet Bulawayo ist ein Entwicklungsroman in doppelter Hinsicht. Einerseits geht es in ihm ums Erwachsenwerden. Andererseits entwickelt sich das Buch selbst von einer an sich starken, aber letztlich verzerrenden Darstellung der gesellschaftlichen Verhältnisse in ihrem Heimatland zu einer realistischen Erzählung von Ausgrenzung, Entfremdung und Ausbeutung in den bis heute von Rassismus tief durchdrungenen USA.
Was genau ist ein Afrikaner?
Die kurze Frage, die der neugierige Junge seinen Freunden stellt, bleibt ohne Antwort. Viel zu gebannt beobachtet die Kinderclique die Szene, die sich vor ihren Augen abspielt. Eine Gruppe schwarzer Männer steht vor einem großen Haus. „Afrika den Afrikanern“, ertönt es immer wieder aus ihren Reihen. Am Hauseingang stehen ein weißer Mann und eine weiße Frau, offenbar die Besitzer des Anwesens. Drohungen und Verhöhnungen prasseln auf sie nieder. Plötzlich stürmt die Gruppe in das Haus. Verwüstet es. Der weiße Mann bricht zusammen und schlägt mit seinen Fäusten auf die braune Erde. Immer und immer wieder. Ein Mädchen aus der Kinderclique fängt an zu weinen. Nach dem das Randalieren zu Ende ist, entfernen sich die Männer, die beiden Weißen nehmen sie mit. Nun gehen die Kinder in das Haus, übernehmen es wie eine vom Baum gefallene Frucht. Wieviele Familien aus ihrem Armenviertel hier wohl drin wohnen könnten, fünf, vielleicht sogar acht, geht es einem der Mädchen durch den Kopf, als sie das Haus durchstreifen. Im Esszimmer treffen sie auf das überlebensgroße Bildnis eines großen, schlanken Mannes mit blauen Augen und Seitenscheitel. Es ist Ian Smith, letzter Präsident des vergangenen Apartheidstaates Rhodesien. Die Inschrift unter dem Bild lautet: „Rhodesier sterben nie“. Auf seine wenige Minuten zuvor gestellte Frage, kommt der Junge nicht zurück. Er isst sich lieber zusammen mit seinen Freunden mit dem Inhalt des prallgefüllten Kühlschranks richtig satt. Das erste Mal seit Monaten...."
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